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Die vergessene Linkspartei

 

Von unserem Autor in NRW, Lenz Jacobsen:

„Klartext! Kein Gelaber! Ihre Fragen an die Politiker!“ rief der Sprecher, und dann kam Christian Lindner ins Bild, Spitzenkandidat der FDP für die Wahl in Nordrhein-Westfalen. Er war der Erste, der sich am gestrigen Montag im Regionalprogramm von RTL in der Reihe „10 Minuten Klartext“ den Fragen der Zuschauer stellen musste.

Oder besser gesagt: durfte. Denn genau solche Plattformen braucht Lindner im Wahlkampf, um Wähler für sich zu gewinnen. Im Laufe der Woche dürfen noch die Spitzenkandidaten von SPD, CDU, Grünen und auch den Piraten auf Sendung. Fünf werktägliche Sendungen, fünf Parteien: Das RTL-Programmschema und die politische Landschaft in NRW scheinen wunderbar zueinander zu passen.

Wäre da nicht noch eine Partei: Die Linke. Denn auch sie kämpft um Sitze im Düsseldorfer Parlament, doch ihre Spitzenkandidatin Katharina Schwabedissen darf nicht zu RTL. „Ach, wir haben uns daran ja schon fast gewöhnt“, sagt Angela Bankert aus der Pressestelle der Partei. Immer wieder wird die Linke bei solchen Parteien-Runden ignoriert, vergessen, ausgeschlossen.

So hat im „Hyperland“-Blog des ZDF kürzlich der Düsseldorfer Blogger Thomas Knüwer die Onlineaktivitäten der West-Parteien verglichen. Die Linken waren nicht dabei. Warum, will der Autor nicht öffentlich erklären.

Erstaunlich oft fallen die Linken durch die intransparenten Raster, die sich Redaktionen für ihre Berichterstattung ausdenken. So vergleicht die Rheinische Post in ihrer heutigen Ausgabe die Positionen der Parteien zur Finanzpolitik. Neben SPD, CDU und Grünen kommt auch die FDP zu Wort, die Linken aber nicht – obwohl beide Parteien bisher im Landtag vertreten waren, und beide um den Wiedereinzug kämpfen müssen.

„Manchmal gehen wir dem nach und beschweren uns“, sagt Linken-Sprecherin Bankert, „aber oft lassen wir es auch gut sein, denn sonst würden wir hier zu nichts anderem mehr kommen.“

Nun, im RTL-Fall, haben sie aber doch eine Pressemitteilung herausgegeben. Der Sender verstoße gegen „journalistische Spielregeln“, heißt es darin. RTL erlaube sich hier in einem wichtigen Format eine „Vorauswahl in der politischen Willensbildung der Bürgerinnen und Bürger“, die völlig inakzeptabel sei.

Warum sie gerade die Linken nicht eingeladen haben, will der Sender auch auf Nachfrage von ZEIT ONLINE nicht erklären: „Die Auswahl der in den fünf Folgen dieser Wochenserie vertretenen Parteien erfolgt durch die Redaktion“, erklärt ein Sprecher nur.

Vielleicht hat die Redaktion des Privatsenders also gar nichts gegen die Linken, vielleicht findet sie sie einfach nur langweiliger als die anderen Parteien.