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Die Waffenlobby bei den Piraten

 

Die Piraten sind bekanntlich sehr stolz auf ihre Liberalität. Sie wollen freie Daten, freie Bildung, freien S-Bahn-Verkehr. Nur konsequent, dass auch ihr Einstellung zum Waffenrecht äußerst freiheitlich daherkommt.

In ihrem Wiki solidarisiert sich die zuständige AG Waffenrecht mit den „legalen Waffenbesitzern“ in der Republik. Deren „Persönlichkeitsrechte“ würden durch die deutsche Gesetzgebung stark eingeschränkt und in der öffentlichen Debatte oft vorschnell diskriminiert. Schuld daran sei die „selten sachliche Berichterstattung durch die Medien“. Die ganze Thematik, so die Waffen-Piraten, sei bislang „durch emotionale Standpunkte“ geprägt gewesen und „zu wenig rational behandelt.

Die Argumentation steht im Kontrast zu anderen Piraten-Positionen, die für Abrüstung und Friedfertigkeit eintreten. Eher erinnert sie an Schützenvereine und die in Deutschland so mächtige Waffenlobby, an der noch fast jeder Reformversuch gescheitert ist. Weiter verwunderlich ist das allerdings nicht, wenn man sich vergegenwärtigt, wer dieser Waffen-AG angehört.

Ein aktives Mitglied heißt Cathy, zumindest in der Wiki-Sprache. Dahinter verbirgt sich die Inhaberin eines bekannten Berliner Waffengeschäfts. Von „Action Targets“ bis „Zielfernrohre“ gibt es hier alles zu kaufen, was das Schützenherz erfreut. Auch unter den übrigen Initiatoren sind mehrere Sportschützen, Jagdscheinbesitzer und Ex-CDU-Mitglieder.

Allerdings wären die Piraten nicht diese diskursive selbstironische Truppe, an die man sich inzwischen gewöhnt hat, gäbe es nicht längst eine innerparteiliche Gegenbewegung. Kritiker der AG Waffenrecht haben sich in der AG Kriegswaffenrecht zusammen gefunden.

Sie posten zum Beispiel: „Durch das vermehrte Auftauchen von gefährlichen Tieren, wie zum Beispiel Problembären und neuerdings auch Wölfen in den Wäldern Deutschlands ist eine Jagd ohne Automatikbewaffnung wie ein Angelausflug ohne Dynamit. Aber auch die einheimische Fauna bietet Gefahren: Bei einem Waldspaziergang können schon heute unschuldige Kinder in die rasiermesserscharfen Spitzen von Igeln fallen! Die AG Kriegswaffenrecht würde daher niemals einen Ausflug ohne Sturmgewehr wagen.“

Vermutlich ist das ironisch gemeint.