Das historische Fahrzeug immer wieder neu als Kulturgut zu thematisieren, hat sich die Initiative „Kulturgut Mobilität“ zur Aufgabe gemacht. Ziel soll es sein, in Deutschland von vielen Liebhabern gepflegte und restaurierte Oldtimer als Kulturgut zu schützen. Langfristig sollen daher die Belange dieser Interessensgruppe von den Kulturverantwortlichen in Bund und Ländern wahrgenommen werden, um so einen rechtlichen Bestandsschutz für diese Fahrzeuge zu erreichen.
Naheliegend war aus diesem Grund der Schritt zu einer Interessensgruppe, die sich seit vielen Jahren für die Erhaltung von historischen Gütern einsetzt. Die Deutsche Fachwerkstraße, eine Arbeitsgruppe innerhalb des Vereins „Arbeitsgemeinschaft Historische Fachwerkstädte e.V.“ und eine der bedeutendsten Kulturstraßen des Landes, tritt seit vielen Jahren für die Förderung des Tourismus in ihren 103 Mitgliedsstädten und für die Erhaltung historischer Fachwerk-Stadtbilder ein. Oldtimer und Fachwerkstraße: Eine fast zwingende Allianz aus statischer und mobiler Historie. Verkehrswege waren immer einer der Hauptgründe für die Entstehung menschlicher Ansiedlungen, und gerade die „Motorisierung“ hat das Bild unserer Städte und Gemeinden nachhaltig verändert.
Die Entstehung von Stadtrandsiedlungen, der Supermarkt auf der grünen Wiese, die Trennung von Leben und Arbeit waren die Ergebnisse einer immer mobileren Bevölkerung. Um so wichtiger ist der Erhalt von noch intakten Fachwerk-Stadtkernen. Eine Aufgabe, die die „Deutsche Fachwerkstraße“ mittels eines nachhaltigen Tourismuskonzepts und in Zusammenarbeit mit vielen engagierten Eigentümern solcher Gebäude sowie dem ebenso großen Engagement vieler Verantwortlicher in den Gemeinden und Ländern mit Bravour leistet. Diesen statischen Kulturdenkmälern stehen mobilen Kulturgüter gegenüber. Der Interessierte möchte mobiles Kulturgut – also Oldtimer – weniger als statische Aufreihung in Museen erleben, sondern als mehrdimensionales, fahrendes Fahrzeug. Alte Autos wollen in Bewegung erlebt werden. Mobiles Kulturgut kann man hören, riechen und rollen. Zurückgehende Zuschauerzahlen in Automobilmuseen und demgegenüber steigende Zuschauerzahlen bei Oldtimerveranstaltungen belegen dies eindrucksvoll. Wandert der Zuschauer in einem Museum am 40ten Fahrzeug vorbei sagt er nur noch „ Ah, jetzt kommt das 41ste.“ Bewegt sich aber ein „rollendes Museum“ von 130 Fahrzeugen der Baujahre bis 1930 über die Straße Mannheim–Pforzheim–Mannheim, um an die Pioniertat der Bertha Benz zu erinnern, stehen alleine an diesem Wochenende Tausende an der Strecke.
So soll es auch am 10. September 2006, dem Tag des offenen Denkmals werden. An diesem Tag wird die fertiggestellte überörtliche Beschilderung der Regionalstrecke „Vom Harz zum Thüringer Wald“ von Schmalkalden über Mühlhausen nach Stolberg der Öffentlichkeit präsentiert. Die beteiligten Städte und Gemeinden möchten mit einem besonderen Programm möglichst viele zwei- und vierrädrige Oldtimer auf dieses bezaubernde Teilstück der „Deutschen Fachwerkstraße“ locken. Die Stadt Mühlhausen wird an diesem Tag ihre historische Fachwerk-Altstadt für die Oldtimer öffnen. Regionale Oldtimerclubs veranstalten eine Punktefahrt, wobei die mit möglichst vielen Punkten gefüllte Bordkarte nachmittags bei der zentralen Veranstaltung in Mühlhausen gegen ein Erinnerungsgeschenk eingetauscht werden kann. Besonders willkommen sind aber die vielen Oldtimerclubs und -stammtische, die (unorganisiert!) die Teilstrecke der Deutschen Fachwerkstraße – egal ob von Nord nach Süd oder von Süd nach Nord – befahren sollen. Ziel dieses Tages, der in die bundesweite Aktion der FIVA (Fédération Internationale Vehicules Anciens) mit dem Namen „Flagge zeigen / Oldtimer erLeben“ eingebunden sein wird, soll ein Aktions- vielleicht auch Protesttag sein, der unsere Oldtimer als lebendiges Kulturgut zeigt und der Politik verdeutlicht, dass mobiles Kulturgut auch mobil erhalten bleiben muss.