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Salamitaktik: Geklaute Autos werden in Einzelteilen versilbert

 

ar – Die erfreuliche Nachricht zuerst: die Zahl der Autodiebstähle geht dank Einführung der Wegfahrsperre kontinuierlich zurück, so auch im letzten Jahr. Die schlechte Nachricht: es bilden sich neue Formen der Kriminalität um das Auto herum. Ein neuer Trend ist der Verkauf von Fahrzeugen in Einzelteilen. Gestohlene Autos werden deshalb häufig restlos zerlegt.

Der Teileverkauf ist risikoarm und häufig profitabler als der Verkauf am Stück. Autodiebe sind längst nicht mehr Einzeltäter, sondern oft international operierende Banden, bei der strikte Arbeitsteilung herrscht und der eine nichts vom anderen weiß. Der klassische Autoknacker ist in dieser Struktur nur „Subunternehmer“: Er stiehlt zwar nach wie vor das komplette Auto, „verwertet“ es aber nicht im Ganzen. Er fährt seine Beute vielmehr zu einer entlegenen Halle, in der die Wagen bis auf die letzte Schraube zerlegt werden. Pro Nacht werden bis zu 40 Autos „klein gemacht“, alles ist perfekt durchorganisiert. Auf die Blechteile werden oft schon die Verkaufspreise mit Kreide aufgeschrieben, die Tür eines Opel Omega kostet z. B. etwa 40 Euro. Die Einzelteile werden verpackt und dann von Transporteuren abgeholt und in Osteuropa oder Nord-Afrika einzeln verkauft.

Die Versicherungswirtschaft schätzt den Schaden auf etwa 250 Millionen Euro pro Jahr. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer. In den Gegenstrategien der Experten taucht immer wieder der Wunsch nach der Kennzeichnung jedes Auto-Bauteils oder nach Identifikations-Chips in den teuren elektronischen Geräten auf, die neben der Seriennummer des Geräts möglichst auch Fahrzeugdaten enthalten sollen. Diese Chips dürften von außen nicht umprogrammiert werden können. Das Entfernen oder ein Austausch müsste beispielsweise durch versiegelte Schrauben am Gerät sofort erkennbar sein.

Ergänzend müßten Rechtsvorschriften in den „Empfängerländern“ verändert werden. Da Gerichte in Ost-Europa den „gutgläubigen Erwerb“ anerkennen, gehen die Versicherungsgesellschaften – selbst wenn sie den ganzen Weg des Diebesgutes säuberlich dokumentieren – leer aus. In westlichen Ländern Europas würden die Käufer ihre Ware wieder an den rechtmäßigen Eigentümer abgeben müssen.