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Ein Auto für die Ewigkeit?

 

Guten Tag,

ich hoffe, daß ich mit dieser Mail bei Ihnen richtig sind, schließlich geht es um das Problem, daß unser Auto eben keine Probleme hat. Es handelt sich um einen Audi 80 Avant TDI, Baujahr 1993, mit ca. 170.000 km auf der Uhr. Zunächst wurde er 5 Jahre von meinem Vater gefahren. Recht wenig, aber Diesel war Pflicht wegen den gelegentlichen Fahrten ins Ausland, wo bleifreies Benzin zu der Zeit kein Thema war. So langsam kommen bei uns jetzt einige km zusammen.
Der Verbrauch liegt zwischen 5,5 und 6,5 Liter.

Das Auto läuft und läuft und läuft. Mal abgesehen von einer neuen Zylinderkopfdichtung vor ca. 2 Jahren, bei der sich die lokale
Audi-Werkstatt nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat: sie brauchten 2 Anläufe, und beim 2. leckte der Turbo. Deren Aussage: ein neuer muß rein. Aussage einer kleinen Werkstatt: die spinnen, die haben bei der Reparatur nur was verbogen, wird erledigt. Ansonsten wird der Wagen regelmäßig gecheckt und Verschleißteile gewechselt. Das Domlager rechts ist wohl in einem Jahr fällig. Rost ist kein Thema, sogar der erste Satz Stoßdämpfer und der erste Auspufftopf sind noch in Ordnung.
Mir scheint, dieser Wagen ist für die Ewigkeit gebaut.

Nun zur Frage: wie gut und besonders sicher ist der Audi 80 gegenüber modernen Fahrzeugen? Eigentlich könnte mal was Neues anstehen, aber größer sind die aktuellen, bezahlbaren Kombis nicht. Auch die Form wirkt noch nicht altbacken. Nach Einbau eines Becker Traffic Pro fehlen mir persönlich nur noch eine Klimaanlage und 20 Mehr-PS. Nur kann ich nicht einschätzen, wie viel besser ein Neuwagen bei einem Unfall wäre. Wir haben zwei Kleinkinder, die wir natürlich nicht in einer unsicheren Schüssel fahren wollen.

Mit freundlichen Grüßen
Ralf Mimoun

Antwort vom Autopapst:
Hallo Ralf, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu einem Auto, das so mancher andere auch gern hätte! Die Preise für die inzwischen gut 12 Jahre alten letzten Audi 80-Modelle sind deswegen auch ungewöhnlich hoch.

Grundsätzlich war Audi seinerzeit mit dem Audi 80 ein echtes „High-Tec“-Vehikel gelungen. Ich erinnere nur an den Vierradantrieb im „Quattro“ und an das bis heute einzigartige „Pro-Con-Ten“-System, welches während eines starken Aufpralls das Lenkrad mit trickreich geführten Drahtseilen vom Fahrer weg zog. Air-Bags hatten diese Autos wenigstens auf der Fahrerseite auch oft, ABS war serienmäßig. Das war es dann aber auch, die heute üblichen Sicherheits-Features fehlten komplett. Deshalb aber von einem „unsicheren“ Auto zu sprechen, wäre zu kurz gedacht.

Sicherheit ist in meinen Augen zunächst einmal „Fahrsicherheit“, die zu ziemlich gleichen Teilen von den Fähigkeiten des Fahrers, der konstruktiven Reife des Fahrzeuges sowie vom Wartungszustand (also dem Wartungsverhalten des Fahrzeughalters!) abhängt. Bei Ihnen als Vater zweier Kinder gehe ich von einer gewissen Abgekärtheit aus, die Pole-Position werden Sie im Straßenverkehr wohl kaum jemals erreichen wollen. Der Audi 80 TDI ist nach meiner Erinnerung ein äußerst fahraktives Auto und damit ohne weiteres als „zeitgemäß“ zu bezeichnen. Die kleine Episode mit dem Audi-Zentrum, das von einer kleinen Werkstatt Nachhilfe bekam, läßt auf kompetente Betreuung und ein funktionierendes Kunde-Werkstatt-Verhältnis schließen.

Die Parameter, die zu einem Unfall führen können, können Sie ohnehin kaum beeinflussen. Das modernere Autos mehr zum Schutz der Insassen tun, ist unbestritten. Und das ein ESP knifflige Fahrsituationen für den Durchschnittsfahrer leichter beherrschbar macht, weiß auch jeder. Trotzdem gibt es das ESP nicht in jedem Auto, manchmal nicht einmal gegen Aufpreis. Last, but not least sind moderne Autos sauberer. Wenn man allerdings die absolute Verbesserung der Abgasqualität zwischen Autos der Jahrgänge 1993 und 2006 vergleicht, stellt man eine vor allem fiskalisch begründete Überbewertung des erzielten Fortschrittes fest.

Was also soll ich Ihnen raten? Behalten Sie den Audi so lange, bis Ihnen jemand ein gutes Angebot macht (das kommt bestimmt!), sie ein gutes Angebot finden (auch das ist gerade jetzt häufig der Fall!) oder Ihnen das Fahren mit „dem alten Stinker“ verboten wird (wird leider allen Aufklärungsversuchen zum Trotz nicht zu vermeiden sein….). Die fehlenden PS können Sie sich bei einem Chip-Tuner kaufen (doch, es gibt seriöse Angebote, die auch ältere Motoren nicht sofort zerplatzen lassen…), und Klimaanlagen können auch mächtig stinken.

Am deutlichsten müßte aber Ihre eigene Kostenrechnung für den Audi sprechen: Wertverlust ist kein Thema mehr, durch Elektronikspinnereien verursachte Werkstattkosten sind offenbar bisher ausgeblieben und die „kleine Werkstatt von nebenan“ kalkuliert eben ganz anders als der Glaspalst des Premium-Herstellers, bei dem Sie mit einem neuen Auto zunächst Kunde sein müssen.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen helfen……