Hallo,
mein Passat 35i mit 1.8 l / 66 kW – Motor hat ca. 160.000 km gelaufen. Worin bestehen Chancen bzw. Risiken bei Umstellung auf vollsynthetisches Motoröl?
Bisherige Informationen: ein Experte riet ab, weil sich Ablagerungen lösen können. Ein anderer meinte dazu, dass man ja eine Motorspülung vorschalten könne, aber das bessere Öl habe bei dem Motor keine nennenswerten Vorteile ggü. normalem.
Für meinen früheren Wagen (Golf mit VR6 – Motor) war mir seinerzeit zwecks 10%-iger Benzinersparnis von der VW-Werkstatt zur Umstellung geraten worden.
Grüße von Jürgen Klas.
Antwort vom Autopapst:
Ein „besseres“ Öl sollte zweierlei bewirken: Zum einen eine schnellere „Durchölung“ beim Kaltstart und damit eine bessere Schmierung und zum anderen eine Herabsetzung der inneren Widerstände durch Reibung und Planschverluste im Motorinneren, womit eine Kraftstofferspanis erzielt werden soll. Vergessen werden dabei häufig die Kosten, weil man instinktiv seinem Motor etwas „Gutes tun“ will (Mein Motor bekommt nur das beste Öl!!). Das ist natürlich richtig, der Durchschnittsautofahrer schießt aber gern über das Zíel hinaus. Die Mehrkosten für die GTXL-turbogetestet-Leichtlauf-Schmierstoffe sind oft höher als die zu erzielenden Ersparnisse.
Grundsätzlich sind Synthetiköle natürlich dazu geeignet, die o.g. Ziele zu erreichen. In älteren und alten Motoren schaffen sie das aber nicht, weil diese Baumuster die Möglichkeiten moderner Öle gar nicht ausschöpfen können. Außerdem sind die in älteren Motoren verbauten Dichtungsmaterialien nicht immer gegen synthetische Öle resistent. Ein „umgeölter“ Motor wird also schnell zur „Ölsardine“ und begint zu tröpfeln.
Der EA827-Motor in Ihrem Passat ist seit 1972 in Fahrzeugen von Audi, VW und Seat eingebaut worden und ist mit einem guten Mehrbereichsöl allerbestens bedient. Bevor Sie mit teuren High-Tech-Ölen experimentieren, würde ich lieber mal einen Ölwechsel außer der Reihe einfügen.
Zum Schluß noch ein paar Worte zu den Spülungen, mit denen man seinen Motor von Ablagerungen befreien will: Vergessen Sie die ganz schnell! Wenn man so ein Präparat in den Motor kippt, löst sich so mancher jahrelang fest in der Ecke klebender Brocken und beginnt, durch den Motor zu vagabundieren. Im ungünstigsten Fall verstopft er schließlich einen Ölkanal und der Motorschaden ist da. Wenn man „Altlasten“ aus dem Motor heraus bekommen will, hilft entweder eine Motorüberholung oder ein halbiertes Ölwechselintervall. Moderne Öle haben Detergenzien im Additivpacket, die ähnlich, aber nicht so abrupt wie die Motorspülungen wirken.