Hallo Herr Keßler,
seit circa drei Jahren steht mein abgemeldeter Golf Caddy (Bj.91,70kW,Kat.) im Hinterhof. Das die Reifen deformiert, die Bremsen verrostet sind ist mir klar. Was sollte ich beachten, bevor ich die Batterie einbaue und den Motor zum ersten mal seit langer Zeit mittels Anlasser durchdrehe? Eventuell Benzinpumpe und/oder Zündspule abklemmen oder Öl in Zylinder träufeln? Da ich einen möglichen Schaden verursacht durch Unwissenheit verhindern möchte, würde ich mich über eine Antwort freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Nevermann
Antwort vom Autopapst:
Hallo Frank,
ich würde da keine großen Wellen schlagen: Vor der Inbetriebnahme bzw. vor dem Anlassereinsatz reicht zunächst ein Durchdrehen des Motors von Hand. Wenn das problemlos war, kann man zur Tat schreiten und den Motor starten. Die eigentliche Arbeit kommt nach der Warmlaufphase: Wechsel von Motoröl und Kühlmittel ist trivial, viel wichtiger ist ein neuer Zahnriemen! Dessen Material ist (wie alle Gummiteile des Caddy) gealtert und wird den Anforderungen sicher nicht mehr lange genügen.
Nach dieser „Mini-Motorinspektion“ könnte der Wagen eigentlich schon fahren, wenn er eine Zulassung hätte. Ich würde zunächst mit „04“ (Kurzzeitkennzeichen) zu TÜV oder DEKRA fahren und ein „Vollgutachten“ machen lassen. Das ist ohnehin nötig, um eine neue Betriebserlaubnis zu bekommen. Bislang verfällt die Betriebserlaubnis eines Autos immer dann, wenn es länger als 18 Monate still gelegt war. Das ändert sich erst zum 1.4.2007, dann dürfen 72 Monate ins Land gehen….
Der Gutachter wird dann die unbedingt zu wechselnden Teile benennen (Bremsschläuche, Bremsflüssigkeit, Fahrwerksgummis), nach deren Austausch der Caddy dann wieder fast wie neu ist. Die anschließende Zulassung ist nur noch Formsache!
Was hier hier relativ kurz und brutal als „Wiederinbetriebnahme“ beschrieben ist, kann so natürlich nur mit relativ jungen Autos nach relativ kurzen Stillllegungszeiten gemacht werden. Das gleiche Prozedere an einem Porsche aus den 60ern durchgeführt, würde nicht nur zu einem Aufschrei der Fangemeinde führen, sondern auch zu einem heftigen Schlag ins Budget. Ersatzeile aus Zuffenhausen sind eben rar und teuer, während alte Golfs zuhauf geschlachtet werden.
Viel Spaß und gute Fahrt wünscht
DER AUTOPAPST