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Volksentscheid gescheitert.

25 Prozent, genau 609.509 Ja-Stimmen für den Erhalt des Flughafen Tempelhof hätte es gebraucht, um dem Volksentscheid im Sinne eines Weiterbetriebs des Flughafens zum Erfolg zu verhelfen. Zur Stunde, knapp 99% der Stimmen sind ausgezählt, votierten aber nur 21,5 Prozent der Stimmen für den Erhalt. Das ist arithmetisch knapp, aber eine klare Aussage. Na, da kann sich Wowereit entspannt zurücklehnen. Nochmal gut gegangen. Kleine Presseschau

 

Entrecôte – volatile Qualität

Eigentlich kenne ich das Entrecote als verlässliches Restaurant: gut gebucht, aber nie ganz voll, ordentliches Fleisch, unauffälliger, professioneller Service. Heute war ich von der Leistung in mehrfacher Hinsicht enttäuscht. Wir hatten einen Kooperationspartner zu bewirten und kehrten heute dort ein. Das Restaurant war, und dazu möchte man die Betreiber durchaus beglückwünschen, bis auf den letzten Platz ausgebucht. Leider überforderte dies Küche und Personal gleichermaßen. Dass die erste bestellte Flasche Sancerre deutlich korkte, fanden wir noch akzeptabel, wiewohl ein echter Sommelier dies im Vorfeld bemerkt hätte. Dass wir jedoch auf das Hauptgericht mehr als 80 Minuten warten mussten, war inakzeptabel, ebenso wie der Umstand, dass der von uns bewirtete Gast sein Essen, das „Menu Classique“, auf einem Salatteller (!) serviert bekam. Die dritte Flasche Wein, die wir bestellten, wurde zwar gereicht, der Probierschluck kam dann jedoch in einem Wasserglas. Damit nicht genug: der Probierende selbst bekam nach dem erfolgreichen Probierschluck als einziger keinen weiteren Wein eingeschenkt.

Zur Qualität des Essens: Das Boeuf Bourgignon war eher mittelmäßig, für meinen Geschmack hatte das Fleisch einen für Rindfleisch zu dominanten Hautgout, die Perlzwiebeln in der Sauce verstärkten die etwa säuerliche Note. Es war dies kein Qualitätsproblem, aber auf jeden Fall eine nicht gelungene Abstimmung. Unser Gast bekam die zweite Ration seines Menu Classique lauwarm, was umso mehr verwundert, als dass das Menu Classique üblicherweise auf einem Rechaud warmgehalten wird. Das Fischgericht (Wolfsbarsch) und das ebenfall verzehrte Entrecôte Anglais waren fehlerfrei.

Fazit: für die aufgerufenen Preise waren Essen und Service nicht gut genug. Leider kann das Entrecôte derzeit nicht als sichere Bank für Geschäfts(anbahnungs)essen empfohlen werden.

 

Der deprimierendste Ort der Welt.

Hinter der Warschauer Brücke, da wo noch ein alter Mauer-Wachturm steht und die Puschkinallee beginnt, dort gibt es den möglicherweise deprimierendsten Ort Berlins. Er wird offiziell deklariert als überdachter Antik-und Trödelmarkt. Das Besondere an diesem Antik- und Trödelmarkt ist allerdings, dass es hier weder Antiquitäten, noch Trödel gibt, sondern stattdessen den größtmöglichen Wust heretogenen Mülls, den es je auf einem Haufen gegeben hat. In eine heruntergekommene, maximal verwarzte und baufällige Fabrikhalle sind über die vergangenen Jahrzehnte wohl an die fünfzig Verkaufsstände organisch hineingewachsen. Jeder dieser Stände wiederum sieht aus, als hätte man den kompletten Inhalt einer Messie-Wohnung ausgeräumt und originalgetreu in der Markthalle wieder aufgebaut.

Hier finden sich in friedlicher Eintracht abgegriffene Fernbedienungen, völlig und restlos ausgelatschte Schuhe, Stühle mit zwei Beinen, verbeulte Durchlauferhitzer, Fernseher mit halbblinden Bildröhren, Lautsprecherboxen unbekannter Herkunft mit eingedrückten Kalotten, vollgekotzte Gastronomieherde mit beängstigenden Ausmaßen, ukrainische Atomkraftwerkersatzteile, verrostete Spülen, absolut defekte und nie wieder reparierbare Waschmaschinen, ausgelaufene Batterien, Fahrräder ohne Räder, Autoreifen ohne Schlauch, Schrauben ohne Gewinde, Lampen ohne Fassung, getragene einzelne Socken – Pizzakartons aus zweiter und Umzugskartons aus siebter Hand – kurz: nahezu nichts ist zu gebrauchen. Keines der hier feilgebotenen Dinge würde man in der Zweiten Hand unter der Rubrik „Zu verschenken“ loswerden können.

Jeder der Stände ist wiederum bereits dermaßen mit Nippes, Müll und Kokolores vollgebaut, dass nur ein Bruchteil der sichtbaren Waren überhaupt näher betrachtet, geschweige denn angefasst oder gar ausprobiert werden kann. Würde man beispielsweise einen aus der Masse hervorstechenden Spiegel wirklich von Hand aus dem Warenklumpatsch befreien, könnte dieser Vorgang möglicherweise den Zusammenbruch des Verkaufsstandes, wenn nicht gleich der ganzen Markthalle zur Folge haben.
Man sieht auch nirgendwo jemanden etwas kaufen. Als ich beispielsweise über ein rostiges Kinderfahrrad mit abgebrochenen Stützrädern stolperte, fragte ich mehr der Neugierde halber den Verkäufer, der den Stand betreute, nach dem Preis. 70 Euro antwortete er, und schob ein fürstlich gelauntes „fast neu“ hinterher. Es sind dies Preise, die man im fortgeschrittenen Geschäftsverkehr gern Vermeidungspreise nennt.

Zu sprechen ist unbedingt von dem Geruch. Der gesamte Flohmarkt riecht nach einer Mischung aus Schweiß, Tod, Verwesung, alten Socken und Schuhen. Als basso continuo liegt über all diesem noch der Geruch von tranigem Fritierfett und zwiebeligem Bulletenatem, denn in der Halle – und nicht davor – befindet sich auch ein Imbiss-Stand, an dem schnaufende, rotgesichtige Herrschaften, in Ballonseide gekleidet, Kuchen, Pommes Frites und Curry-Würste verzehren, während sie gleichzeitig Bier und schwarzen Kaffee trinken und auch noch filterlose Zigaretten rauchen. Hier werden, ich habe es gesehen, nicht nur die Pommes Frites, sondern auch die Würste in der Friteuse zubereitet, es nähme mich nicht wunder, wenn auch der Kuchen fritiert würde. Aus allen Ecken hört man Hustenanfälle, Brechreiz und tuberkulöses Atmen, Geräusche die sich vortrefflich mit den Klingeltönen verwichener Handy-Generationen mischen. Mehrere Stände sah ich, in denen die Standbesitzer über Minuten regungslos sitzend verharrten, nicht auszuschließen, dass sie schon seit Tagen oder Wochen tot waren. Im geometrischen Mittelpunkt eines Lederwarenstandes wiederum saß, völlig von Lederjacken, Hosen, Schuhen und Handtaschen zugebaut, ein Rastafari-Mann, der über dem Startbildschirm eines hochfahrenden Windows 3.11 sinnierte und dabei stillvergnügt in sich hineinschmunzelte. Mehrmals passierte ich den Stand, mir bot sich das immergleiche Bild, vermutlich war das Windows-Logo längst in den Monitor hineingebrannt. Es herrschte kein Zweifel, hier hatte ein Mensch seinen Frieden, ja seine Bestimmung gefunden.
Der Antik- und Trödelmarkt in der Puschkinallee ist mit Sicherheit ein Ort, den man besucht haben muss. Nirgendwo sonst manifestieren sich Hoffnungslosigkeit und Defektizität konzentrierter und überzeugender. Wer diesen Ort des Grauens verlässt, er hat die Pest, Cholera und auch sonst den einen oder anderen Bazill am Revers kleben, und wer nach einem Besuch dieses Marktes durch den eisigen Berliner Wind nach Hause stapft, der ist für immer auf wundersame Weise verändert.

 

Endlich wieder in Berlin : Powerpoint Karaoke!

Nach über einem Jahr Pause kehrt Powerpoint-Karaoke nach Berlin zurück. Im Netz frei verfügbare Powerpoint-Präsentationen werden zu einer Menu-Liste zusammengestellt, mutige Interpreten aus dem Publikum versuchen sich daran im Stegreifvortrag und stellen sich dem Urteil der Jury.

Dringende Hingeh-Empfehlung:

Freitag, 28. März 2008, 20.00 Uhr
Powerpoint-Karaoke
nbi
Schönhauserallee 36, 10435 Berlin
in der Kulturbrauerei

 

Es geht auch ohne BVG

Ich weiß nicht, wie es Ihnen ergeht, aber ich finde es interessant zu sehen, wie Berlin mit dem BVG-Streik umgeht. Es kommt zu Kollegen-Fahrgemeinschaften, ich habe gestern sogar mal versucht, per Anhalter zu fahren, klappt 1a), möglicherweise aber auch, weil ich vor dem Anhalter Bahnhof stand (Spitzenwitz, ich weiß). Die Taxikutscher sind überglücklich und schauen drein, als hätten sie drei Mal hintereinander Geburtstag gehabt. Wenn’s Wetter etwas besser wäre, würde auch das Radeln mehr Spaß machen. Die BVG wird mir von mal zu mal immer unsympathischer. Kollegen und ich werden nach dem Streik die neu entstandene Fahrgemeinschaft beibehalten. Meine Umweltkarte verlängere ich nicht.

 

Sparen – ausgerechnet bei behinderten Kindern?

Mit großer Besorgnis haben die Eltern autistischer Kinder einen Brief der „Schule am Friedrichshain“ und der Comeniusschule zur Kenntnis genommen, in dem starke Kürzungen der Schulhelferstunden für das kommende Schuljahr angekündigt werden.

Autistische Kinder werden in Berlin in den unterschiedlichsten Schulformen beschult. Es gibt Schulhortprojekte, in denen ausschließlich Autisten aufgenommen werden, aber dort sind nur sehr wenige Plätze vorhanden. Alle anderen Kinder werden entsprechend der großen Bandbreite, die die Diagnose „Autismus“ umfasst, an allen anderen Schulformen beschult: von der normalen Grundschule über Schulen für Körperbehinderte bis zu Schulen für geistig Behinderte. In diesen nicht auf Autismus spezialisierten Schulen können die Kinder oft nur dann lernen und betreut werden, wenn sie Unterstützung durch einen sogenannten Schulhelfer bekommen.

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Baerenbier

Florian Meerwinck war mal wieder fotografieren. Ich kenne niemanden, der Berlin dermaßen fotografisch auf den Punkt bringen kann wie er. Bitteschön!

 

Ironie verboten?

Erstaunlich. Mit 23 Worten kann man einen Eklat auslösen. Dem Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin ist der ironische Spruch „Ehe jetzt einer im 20. Stock sitzt und den ganzen Tag nur fernsieht, bin ich schon fast erleichtert, wenn er ein bisschen schwarzarbeitet“ herausgerutscht. Ein Spruch, den man beim Bierchen fröhlich begrinst hätte. Eine klar erkennbare Ironie. Die dpa hat diesen Spruch in die Welt hinausgeblasen und schön überstürzt sich ganz Mediendeutschland mit Wut, Betroffenheit, Trauer, wahlweise sogar tiefer Betroffenheit, Abscheu und Ekel. Sorry, da kann ich mich nicht anschließen. Ein bisschen Ironie gehört zum Leben, zumindest solange wenigstens gelegentlich auch mal Selbstironie dabei ist.