Michael Stein ist Lesebühnenurgestein. Ich sah in das erste Mal vor einigen Jahren bei den Surfpoeten. Ein glatzköpfiger, großer, schlaksiger Typ mit blitzenden Augen. Er trug einen merkwürdigen, olivgrünen Hosenanzug, den man in einigen Kreisen auch „Panzerkombi“ nennt. Er stellte sich ans Mikro, ohne Text, ohne schriftliches Konzept, und redete los. Es begann mit ein paar einleitenden Witzchen, und dann wurde es plötzlich ernst. Stein erklärte kompakt, einfach, teils schwarz-weiß, aber immer auf der richtigen Seite die Welt und in welche Fallen wir täglich tappen. Er schaffte es die Leute in einem Moment kichern und zwei Sekunden später betreten zu Boden kucken zu lassen. Er dozierte, aber auf Augenhöhe. Zu guter Letzt sprach er gemeinsam mit der Menge, einer alten Liturgie folgend, sein Gebet gegen die Arbeit.
Ich habe die Surfpoeten danach noch oft gesehen, und immer wieder haben mich Steins Stegreif-Auftritte gepackt, berührt, amüsiert.
Ich erfuhr heute, dass er schwer krank ist. Krank sein ist eklig, wenn man noch dazu um die wirtschaftliche Existenz bangen muss. Daher haben Judith Hermann, Wiglaf Droste, Bert Papenfuß und Robert Weber eine Spontanlesung und Filmschau mit Videos von und mit Michael Stein organisiert. Die Lesung findet statt
DI 24.04.2007 21 Uhr im Kaffee Burger
Der Eintritt beträgt 10 Euro. Die gesamten Einnahmen werden Stein durchgereicht. Wäre schön, wenn viele Leute kommen könnten. Zum einen, weil es sicherlich eine gute, bunte Veranstaltung gibt; zum anderen, weil es für einen guten Zweck ist.