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Die unbekannte Nummer drei dieser Welt

 

Viele Menschen außerhalb Chinas dürften es noch nicht mitbekommen haben. Aber der chinesische Internetriese Tencent mausert sich zum größten Internetanbieter der Welt. Das hat nicht nur damit zu tun, dass China inzwischen fast 538 Millionen Internet-Nutzer zählt, im Laufe der nächsten zwei Jahren eine weitere Viertelmilliarde hinzukommen soll und Tencent mit seinen populären Kurzmitteilungs- und Chatdiensten QQ von dieser ständig weiter steigenden Nutzerzahl auch im Vergleich zu seinen inländischen Konkurrenten besonders hohe Zuwächse aufweist.

Tencent ist in China so etwas wie Twitter, Facebook, AOL, Skype und Gmail in einem. Anders als jedoch seine US-amerikanischen Pendants, die trotz ihrer weiten Verbreitung mit ihren einzelnen Diensten bislang gar nicht so hohe Gewinne erzielen, hat der chinesische Online-Anbieter schon früh auf das Geschäft mit Online-Spielen gesetzt. Auf diesem Weg ist Tencent zu Chinas profitabelstem Unternehmen geworden und hinter Google und Amazon das drittgrößte der Welt. Seit Kurzem wagt Tencent auch die globale Expansion

Begonnen hat Tencent wie so viele Start-Up-Unternehmen Ende der neunziger Jahre in einer Klitsche in der südchinesischen Stadt Shenzhen mit dem Instant Messenger QQ. Dieser Chat-Dienst war so erfolgreich, dass Tencent bereits nach zwei Jahren Gewinn erzielte. Gelohnt hatte sich für das Unternehmen 2007 in ein gigantisches Forschungsinstitut fürs Internet investiert zu haben, das inzwischen mit Peking, Shanghai und Shenzhen drei Standorte unterhält.

Zu dieser Zeit begann das Unternehmen auch zunehmend auf Online-Spiele zu setzen. Sie fanden in keinem Land so zügig Verbreitung wie in China. Mit Spielen wie dem Kampfspiel Dungeon & Fighter, den auf die chinesische Mythologie basierenden Fantasy-Spielen Xunxia und QQ-Fantasy sowie das Rennspiel QQ-Speed verdient Tencent seitdem sehr viel Geld. Neben dem Profit geht es den Entwicklern aber auch darum, die Spieler miteinander über das firmeneigene soziale Netzwerk Qzone zu vernetzen. Und bevor sie mit dem Verkauf von virtuellen Werkzeugen und Gegenständen wirkliches Geld kassieren, sollen die Nutzer erst mal kostenlos an das Spiel heran geführt werden.

Mit einigem Erfolg: Im März 2008 durchbrach Qzone die Marke von 100 Millionen Nutzern, zwei Jahre später überschritt QQ Instant Messenger ebenfalls diese Marke – alles aber bisher nur in China. Dabei könnte sich Tencent auch künftig vorerst zufrieden geben mit dem chinesischen Markt. Denn obwohl Online-Spiele längst weit verbreitet sind, verspricht die Volksrepublik satte Zuwachsraten. Gerade einmal rund 40 Prozent der chinesischen Online-Nutzer spielen auch im Internet. In entwickelten Ländern liegt der Anteil zwischen 70 und 80 Prozent.

Dennoch will Tencent nun zum ersten globalen chinesischem Internetunternehmen aufsteigen. Das versucht der Konzern vor allem durch den Aufkauf von Internetfirmen in anderen aufstrebenden Schwellenländern. Bereits 2008 hatte Tencent mit dem südafrikanischen Medienkonzern und Tencent-Teilhaber Naspers ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, das in Indien das beliebte soziale Netzwerk Ibibo betreibt. Seit 2010 ist Tencent an Digital Sky Technology in Russland beteiligt, ebenso an dem thailändischen Internetportal Sanook. Seit 2011 schlägt Tencent auch in den USA zu. Für angeblich 400 Millionen Dollar hat sich Tencent bei der US-amerikanischen Spielefirma Riot Games eingekauft.

Inzwischen liegt die Marktkapitalisierung von Tencent bei 52 Milliarden Dollar und ist damit nicht weit von Facebook entfernt. Dabei hat die Einkaufstour in Europa noch gar nicht begonnen.