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Chinas Boom ist noch lange nicht zu Ende

 

2013 wird auch für China ein schwieriges Jahr. Als größte Exportnation der Welt kann sich das Land nicht den Krisen in Japan, den USA und den Ländern Europas entziehen. Zwei schwache Quartale haben die Chinesen bereits hinter sich. Im Herbst betrug das Wirtschaftswachstum rund 7,6 Prozent – der niedrigste Wert seit dreieinhalb Jahren. Noch 2010 und 2011 war die Wirtschaft der Volksrepublik zweistellig gewachsen. Diese fetten Jahre sind vorerst vorbei, und doch bleibt China das Land, das die Weltwirtschaft antreibt.

Das hat vor allem politische Gründe. Deutschland wird die Krisenstaaten in Europa weiter dazu drängen, radikal zu sparen. Von Europa wird deshalb wenig zu erwarten sein. Auch die USA werden die Weltwirtschaft kaum ankurbeln. China hingegen wird als einzige große Volkswirtschaft auf eine expansive Ausgabenpolitik setzen und große Investitionsprojekte anschieben. Das wird nach Berechnungen der Weltbank dazu führen, dass Chinas Wirtschaft in diesem Jahr um 8,4 Prozent wachsen wird. Davon wird auch der Rest der Weltwirtschaft profitieren.

Erste Anzeichen für einen deutlichen Aufschwung in China gibt es bereits. Viele ausländische und chinesische Firmen verzeichneten im November und Dezember höhere Gewinne. Die Industrieproduktion steigt wieder, auch die Löhne werden 2013 weiter zulegen, sodass auch der Konsum anziehen dürfte.

Das alles zeigt: Trotz einer mittlerweile komplexen Volkswirtschaft hat Chinas Führung noch immer Zugriff auf die wesentlichen Stellschrauben der Wirtschaft. Gibt die Führung sieben bis acht Prozent Wirtschaftswachstum vor, werden diese Zielvorgaben erfüllt. China-Skeptiker machen es sich zu einfach, wenn sie diese Punktlandungen allein darauf zurückführen, dass Daten in China immer noch manipuliert würden. Die Erhebungen haben sich in den vergangenen Jahren professionalisiert und sind präziser geworden. Weder die Zentralregierung, noch die Forschungsinstitute und auch nicht die Provinzbehörden haben Interesse, mit gefälschten Zahlen zu hantieren.

Der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz hat vor wenigen Tagen im Handelsblatt darauf verwiesen, dass China über Instrumente, Ressourcen, Anreize und das Wissen verfügt, um eine harte Landung für seine Wirtschaft zu verhindern. Offiziell versteht sich Chinas Führung weiter als „kommunistisch“. Tatsächlich legen deren Kader wirtschaftspolitisch einen erstaunlichen Pragmatismus an den Tag. Keynesianer gegen Neoklassiker – die ideologischen Debatten des Westens spielen in der Volksrepublik keine Rolle. Chinas Politiker handeln so, wie es die Wirtschaftslage gerade erfordert.

Derzeit stehen die Zeichen auf Expansion. Auch 2013 wird Chinas Führung massiv in die Infrastruktur investieren. Noch mehr Flughäfen, Autobahnen, Hochgeschwindigkeitszüge und Kraftwerke sollen entstehen, ebenso sozialer Wohnungsbau und der Aufbau eines umfassenden Gesundheitssystems. Vor allem haben die Chinesen verstanden, dass sie sich stärker auf qualitatives Wachstum konzentrieren müssen. Das heißt: Sie müssen weg von einer allzu starken Fixierung auf Exporte und hin zu einem höheren Verbrauch im Inland, was ihre Wirtschaft unabhängiger vom Rest der Welt machen würde. Das ist kein leichter Schritt.

Wie lange China die expansive Ausgabenpolitik durchhalten kann, und wie viele Staatsinvestitionen sich am Ende als Fehlschlag erweisen, lässt sich noch nicht absehen. In diesem Jahr wird die Konjunkturpolitik der Chinesen aber immerhin die Rohstoffpreise stabil halten, was wiederum Australien, Kanada sowie die afrikanischen und lateinamerikanischen Länder wirtschaftlich in Schwung halten wird. Zudem wird China jede Menge Investitionsgüter benötigen, sprich: Maschinen. Das wird auch Deutschland helfen.