Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Chinesen sind die neuen Reiseweltmeister

 

Wer im vergangenen Jahr einmal Luxus-Boutiquen in Paris, Zürich oder Mailand aufgesucht hat, dem dürfte es sicherlich aufgefallen sein: überall viele Chinesen. Nun wird diese Vermutung auch mit Zahlen untermauert. Touristen aus der Volksrepublik waren 2012 am spendierfreudigsten. Wie aus Daten der Welttourismusorganisation UNWTO hervorgeht, haben Chinesen im vergangenen Jahr 102 Milliarden Dollar für Auslandsreisen ausgegeben – und damit die Deutschen vom Thron gestoßen. Touristen aus Deutschland gaben ebenso wie US-Amerikaner knapp 84 Milliarden Dollar aus.

Diese Zahlen sind auch deshalb beeindruckend, weil Auslandsreisen für die meisten Chinesen noch nicht lange üblich sind. Vor zehn Jahren waren es gerade einmal zehn Millionen aus dem Reich der Mitte, die sich eine Auslandsreise leisten konnten. Inzwischen sind es acht mal so viele. Das Chinesische Tourismusbüro geht davon aus, dass ihre Zahl bis 2020 auf 200 Millionen im Jahr steigen wird. Das hieße: Jeder fünfte Tourist auf der Welt wird dann ein Chinese sein.

Der Markt ist also gigantisch, vor allem die krisengeschüttelten Länder Südeuropas setzen bereits auf die neuen Reiseströme aus Fernost. Spanien etwa hat sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Touristen aus der Volksrepublik bis 2020 jährlich um eine Million im Jahr zu steigern. Derzeit sind es 177.000. Griechenland hat sich ähnliche Ziele gesetzt. Das Problem: Worauf Deutsche und Briten stehen – bislang noch die größte Touristengruppe in diesen beiden Ländern – kommt bei Chinesen nicht ganz so gut an. Strandurlaub ist vor allem bei Chinesinnen nicht angesagt, weil sie befürchten, braun zu werden.

Was hingegen bei Gästen aus Fernost auf großes Interesse stößt: Luxusmode. Während bei Touristen aus Europa, Japan und den USA das Geld im Zuge ihrer Krisen bereits seit einigen Jahren nicht mehr locker sitzt, haben Chinesen im Ausland allein im vergangenen Jahr 41 Prozent mehr ausgegeben als im Vorjahr.

Die Kauflaune hat auch damit zu tun, dass es Luxusboutiquen im eigenen Land zwar jede Menge gibt, dort aber nicht viel gekauft wird. Der Grund: In der Volksrepublik gibt es auf viele Produkte aus dem Ausland eine Luxussteuer, die bis zu 30 Prozent beträgt. Das chinesische Handelsministerium geht davon aus, dass rund 80 Prozent der Luxusartikel in China daher im Ausland gekauft wurden.

Die vielen Edelboutiquen der französischen, italienischen und Schweizer Marken in Peking, Shanghai, Guangzhou und Tianjin erfüllen denn auch eher die Funktion als Showrooms. Gekauft wird in Zürich, Paris und Mailand.