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Das leichte Spiel der chinesischen Banken

 

Chinas Banken wachsen rasch und machen gute Gewinne. Nun hat das Wirtschaftsmagazin Forbes zwei der Institute zu den größten Unternehmen der Welt gekürt.

Die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) und die China Construction Bank (CCB) belegen die ersten beiden Plätze auf der Rangliste der mächtigsten Unternehmen der Welt. Eine solche Liste gibt das Magazin regelmäßig heraus. Die Banken verdrängen den US-Erdölkonzern ExxonMobil von der Spitze. Er schafft es nur noch auf den fünften Rang. Auf Platz drei folgen JPMorgan Chase und auf Platz vier General Electric. Apple landet nur noch auf Platz 15.

Forbes begründet den Aufstieg der beiden chinesischen Banken mit dem seit Jahren anhaltenden zweistelligen Wachstumsraten ihrer Umsätze und Gewinne. Tatsächlich hat die ICBC allein im vergangenen Jahr ihren Nettogewinn um 14,5 Prozent auf insgesamt 38 Milliarden Dollar steigern können. Der Gewinn der CCB stieg zuletzt um 14 Prozent auf umgerechnet rund 30 Milliarden Dollar. Das war der schwächste Zuwachs seit drei Jahren.

Dazu kommt die Größe der Banken. Allein die ICBC betreut mehr als vier Millionen Geschäfts- und 282 Millionen Privatkunden. Gemessen an ihrer Bilanzsumme ist sie damit das größte Geldhaus der Welt.

Der Aufstieg dieser beiden chinesischen Banken zu den größten und mächtigsten Unternehmen der Welt ist zwar auch darauf zurückzuführen, dass Chinas Wirtschaft weiter – wenn auch langsamer – wächst, während Europa immer tiefer in die Krise rutscht und die Volkswirtschaften von Japan und den USA stagnieren. Doch das ist nicht der einzige Grund.

Chinas Banken befinden sich in Staatshand. Und der Staat bläht sie ordentlich auf. Der Ausbruch der weltweiten Finanzkrise hat auch Chinas Exportwirtschaft hart getroffen. Um diesen Wegfall  zu kompensieren, pumpt die chinesische Führung über die von ihr ebenfalls kontrollierte Zentralbank große Summen in den Markt. Die Regierung will die Kreditvergabe anregen und damit die Konjunktur stimulieren. Für die Banken heißt das: viel billiges Geld und fast kein Wettbewerb. Der Zinssatz ist schließlich in China für alle gleich. Auch deshalb steigen die Gewinne. Selbst der bis vor Kurzem noch amtierende Regierungschef Wen Jiabao gab im vergangenen Herbst zu: Chinas Banken verdienen ihr Geld zu leicht.

Zwar ist mit dieser großzügigen Finanzspritze für Chinas Banken auch das Risiko fauler Kredite deutlich gestiegen. Tatsächlich haben einige von ihnen aktuell mit steigenden Zahlungsausfällen und schrumpfenden Kreditmargen zu kämpfen – zumal China seit 2012 nicht zuvor zweistellig wächst, sondern nur noch zwischen 7 und 8 Prozent. Zudem hat die chinesische Zentralbank vergangenen Sommer die Zins-Deregulierung beschleunigt und damit unter den Banken zumindest ein Stück weit mehr Wettbewerb geschaffen. Zwei Mal hat die chinesische Zentralbank im vergangenen Jahr die Leitzinsen gesenkt und damit die Gewinne der Bank of China (BOC) und der Agricultural Bank of China (AgBank) gedrückt.

Systemgefährdend wie etwa in den USA zu Zeiten der Subprime-Krise oder aktuell in Südeuropa sind Chinas Banken nicht. Der Staat hat zumindest bislang immer gezeigt, dass er jederzeit zur Rettung seiner Banken bereit steht. Allein zwischen 2001 bis 2008 entsorgte die chinesische Führung rund 380 Milliarden Euro an faulen Krediten.

Für den Staat ist dieses System sicherlich nicht effizient. Ein Totalabsturz wird auf diesem Wege aber schon verhindert.