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Middelhoff macht in China eine gute Partie

 

In Deutschland gilt der glücklose ehemalige Karstadt-Arcandor-Sanierer und Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff als verbrannt. Nun sucht er sein Heil in China. Der 60-Jährige hat am Montag verkündet, dass er sich als Vorstand in ein neu gegründetes internationales Medienunternehmen eingekauft hat. Er werde Teilhaber von BT Capital mit Sitz in Hongkong. Keine schlechte Partie. Denn die Mehrheit der Unternehmensanteile hält der chinesische Medienunternehmer Bruno Wu zusammen mit seiner prominenten Frau Yang Lan. Middelhoff wird eigenen Angaben zufolge das neue Gemeinschaftsunternehmen dennoch gleichberechtigt führen.

Auch sonst hat Middelhoff in Wu und Yang zwei lukrative Partner gefunden. Die beiden sind in Hongkong zwei schillernde Persönlichkeiten. Bruno Wu, der eigentlich Wu Zheng heißt, gilt trotz seiner erst 46 Jahre als einer der weltweit erfolgreichsten Medienunternehmer. Mit seiner Sun Media Investment Holding ist er seit 1999 im chinesischen Mediengeschäft dabei. Obwohl Zeitungen bis heute in der Volksrepublik nicht in Privatbesitz sein dürfen und trotz der Zensur hat er es in den vergangenen 15 Jahren geschickt hinbekommen, mit seinen vielen Beteiligungen sehr viel Geld zu verdienen. Gute Kontakte zur chinesischen Führung haben ihm dabei geholfen. So hat er im vergangenen Jahr die Lizenz für Chinas ersten Teleshopping-Kanal erworben – eine Goldgrube. Heute umfasst sein Reich 20 Tochtergesellschaften mit 60 Marken.

Seine Gattin Yang Lan hat tatkräftig zum Erfolg beigetragen. Die 45-jährige Pekingerin war ursprünglich Fernsehmoderatorin und gilt als die „Oprah Winfrey Chinas“. Zusammen mit Wu gründete sie zunächst Sun TV und weitete den Sender zu einer ganzen Mediengruppe mit Nachrichtenwebsites, Magazinen und Zeitungen aus. Zwar hat der Sender 2003 hohe Verluste gemacht, woraufhin Yang 70 Prozent ihrer Anteile verkaufte. Doch inzwischen hat sich das Geschäft mehr als erholt. Yang ist immer noch jede Woche in der Talkshow Yang Lan im Gespräch zu sehen und hat dort internationale Prominenz wie etwa Keanu Reeves zu Gast.

Zugleich sorgt das Paar selbst immer wieder für Schlagzeilen, sowohl positiven als auch negativen. Ihre Medien machen in China immer wieder durch kritische Berichte von sich reden. Das bringt zuweilen zwar Ärger ein, aber auch viel Solidarität. Nach einem Artikel über zweifelhafte Praktiken bei der staatlichen Agricultural Bank of China hatte vor Kurzem ein Gericht eine mehrmonatige Schließung der China Business Post angeordnet, einem Unternehmen aus Wus Gruppe. Im ganzen Land hagelte es daraufhin Proteste.

Eine weniger glückliche Hand zeigte Wu bei seiner Beteiligung an Birmingham City. Der einst renommierte britische Fußballverein stand 2011 wegen eines Geldwäsche-Skandals unter Beschuss.

Als Wohltäter sind Yang und Wu ebenfalls häufig zu sehen. Sie stehen der in Hongkong von ihr gegründeten und einflussreichen Kulturstiftung Sun Culture Foundation vor.

Mit seinen neuen Geschäftspartnern will sich Middelhoff in China vor allem auf Filmproduktionen und Social Media konzentrieren sowie westliche Produktionsfirmen vermitteln. In Fernost sind Medien weiterhin ein lukratives Geschäft: Während in Europa die Verlagshäuser und Rundfunkanstalten um ihre Existenz kämpfen, boomt in China die Branche.