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Chinas Unternehmen fehlt der lange Atem

 

Chinesen können alles produzieren, und das in bester Qualität: iPads, Playstations, Gucci-Handtaschen, VW-Jettas, Flachbildschirme und eigentlich fast jeden vorstellbaren anderen Konsumartikel. Wenn es aber darum geht, eigene Kreationen zu verkaufen oder gar eine eigene Marke aufzubauen, sieht es unter chinesischen Unternehmen nach wie vor eher mau aus. Der Hardware-Hersteller Lenovo ist einer der wenigen Ausnahmen. Der Konzern hat es wirklich zu Weltruhm gebracht.

Das hat seine Gründe. Denn so einfallsreich chinesische Unternehmer, Erfinder und Gestalter inzwischen sind (bei Patentanmeldungen sind die Chinesen inzwischen sogar Weltmeister): Vielen von ihnen fehlt es an Geduld. Und die Etablierung eines neuen Produkts oder der Aufbau einer erfolgreichen Marke braucht Zeit. Markenexperten gehen von 15 bis 20 Jahren aus. Chinesische Unternehmer aber schielen auf das schnelle Geld. Da erscheint es ihnen lukrativer, Auftragsarbeiten etablierter Marken aus dem Ausland anzunehmen. Den Ruhm heimsen dann Apple, Prada oder Sony ein.

Ein Problem ist auch die Finanzierung. Zwar gibt es in China enorm viele pfiffige Unternehmer. Doch die Mehrzahl von ihnen sind Mittelständler ohne Zugang zu den erheblichen Mitteln, die zum Aufbau einer bekannten Marke nötig sind. Die Staatskonglomerate des Landes sind dagegen hervorragend mit Geld und Mitarbeitern ausgestattet. Doch den kommunistischen Managern fehlen Kreativität und Eigeninitiative. Obwohl die Zentralregierung schon um die Jahrtausendwende die Einführung eigener Marken als Ziel vorgegeben hat, ist bisher nicht viel passiert. Auch in der Kommandowirtschaft lässt sich eben nicht alles befehlen.

Immerhin sind viele chinesische Marken auf dem heimischen Markt ganz gut aufgestellt. In China kennt sie jedes Kind. Sie haben bislang jedoch noch wenig Interesse gezeigt, sich in den Rest der Welt zu wagen, sondern geben sich mit dem gigantischen heimischen Absatzmarkt zufrieden. Ein Beispiel ist die Fastfood-Kette Kungfu, die es nur in China gibt. Oder der Handyhersteller Xiaomi, der preiswerte Smartphones mit raffiniertem Marketing in den Markt drückt.

Auf lange Sicht dürften die chinesischen Unternehmen aber ganz gute Chancen haben, auch mit eigenen Produkten zur Weltspitze aufzusteigen. So sehr bei der Kreation neuer Produkte ein Gespür für Kunst, Design und Gestaltung eine Rolle spielt – und auch daran mangelt es in der Volksrepublik noch –, sehr viel wichtiger ist eine industrielle Basis, die es Ingenieuren, Architekten und Tüftlern ermöglicht, sich in der Praxis auszuprobieren. Ein solches industrielles Fundament hat China in den vergangenen Jahren stetig und erfolgreich gelegt. Ganz im Gegensatz zu einst erfolgreichen Industrieländern wie etwa Großbritannien, die sich des industriellen Sektors gezielt entledigt haben. Von dort ist erst mal nicht mehr mit allzu vielen bahnbrechenden Innovationen zu rechnen.

Deutschland mit seiner Ingenieurtechnik ist da sehr viel besser aufgestellt. Für chinesische Unternehmer ist es ein Vorbild.