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Smog in China – wenig Chancen auf Besserung

 

An drei Tagen schien in Peking die Sonne. Doch am Wochenende haben sich wieder die dichten Nebelschwaden über die 20-Millionen-Stadt gelegt, die bereits in der vergangenen Woche den Pekingern sieben Tage lang mit extrem hohen Feinstaubwerten den Atem geraubt haben. Der Smog ist wieder da.

Das chinesische Umweltministerium hatte bereits Anfang Januar sämtliche Provinzen und Stadtverwaltungen angewiesen, die Luftverschmutzung deutlich zu senken. Bis 2017 müssen sie den Feinstaubgehalt in der Luft zwischen fünf und 22 Prozent reduzieren. Die Stadt Peking etwa soll die Feinstaubbelastung jährlich um ein Viertel senken, die weniger vom Smog betroffene Wirtschaftsmetropole Shanghai um ein Fünftel. Sollten die Städte und Provinzen diese Vorgaben nicht erfüllen, müssen die Verantwortlichen mit harten Strafen rechnen, kündigte die Zentralregierung an.

Nun haben Ökonomen nachgerechnet und kommen zum Ergebnis, dass China selbst mit großer Anstrengung die selbst gesteckten Ziele nicht erreichen wird.

Hauptursache für die Luftverschmutzung ist neben Autoabgasen Chinas weiterhin hohe Kohleabhängigkeit bei der Energiegewinnung. Einer im Auftrag der Umweltschutzorganisation Greenpeace angefertigten Studie der Universität Leeds zufolge, ist die Verbrennung von Kohle derzeit für 58 Prozent der Luftverschmutzung verantwortlich. Autoabgase tragen zu rund 25 Prozent dazu bei.

Den Analysten des unabhängigen Wirtschaftsberatungsinstituts Draegonomics zufolge, müsste der Kohleverbrauch innerhalb der nächsten drei Jahre landesweit um zehn Prozent sinken, soll das von der Zentralregierung formulierte Ziel erreicht werden. Das ist sehr ambitioniert.

Zwar investiert die chinesische Führung derzeit in den Ausbau von Gas-, Öl- und Atomkraftwerken. Und es gibt derzeit kein Land, das so viel Geld in den Ausbau regenerativer Energien steckt. Zusammen genommen ist ihr Anteil in den vergangenen fünf Jahren von elf auf fast 16 Prozent gestiegen, der Kohleanteil ist von 70 auf 65 Prozent zurückgegangen.

Angesichts des weiter steigenden Energiebedarfs um rund sechs Prozent pro Jahr hat der Kohleverbrauch in absoluten Zahlen aber weiter zugenommen. Im vergangenen Jahr waren es rund 3,75 Milliarden Tonnen und der Verbrauch würde bei einem Weiter-so-wie-bisher 2015 über vier Milliarden Tonnen steigen. Obwohl China den Kohleanteil reduziert, steigt der absolute Verbrauch.

Will China hingegen wirklich wie angekündigt am Ziel festhalten, den Kohleverbrauch um zehn Prozent zu senken, müsste das Land ab sofort seinen Gasverbrauch um bis zu 27 Prozent erhöhen – jährlich. Das ist aber schwierig, zumal China selbst nur über wenig eigene Gasvorkommen verfügt. Selbst mit dem derzeitigen Ausbau der Gaspipelines nach Turkmenistan und durch Myanmar mit Zugang zum Indischen Ozean wird China seinen Gasverbrauch bis 2017 allenfalls um maximal 17 Prozent steigern.

Selbst mit diesem hochgesteckten Ziel würde Chinas Kohleverbrauch um gerade einmal rund drei Prozent zurückgehen. Bei Feinstaubwerten von über 500 Mikrogramm pro Kubikmeter wie in der vergangenen Woche in Peking hieße das rechnerisch, der Wert läge bei rund 485. Das ist immer noch mehr als das 19-fache des Grenzwerts, den die Weltgesundheitsorganisation für unbedenklich hält.