Transformer 4 – Ära des Untergangs ist der bislang erfolgreichste Hollywoodfilm in China: Allein am Startwochenende spielte er 90 Millionen Dollar ein. Nun, drei Wochen später, sind es sogar fast 300 Millionen Dollar. Die Strategie der Paramount Studios, in dem Film gezielt das chinesische Publikum anzusprechen, ist aufgegangen. Und die der chinesischen Führung ebenfalls.
Wie schon in den drei ersten Teilen geht es auch in Transformer 4 um Kampfroboter, die sich in Autos und LKWs verwandeln können. Dieses Mal erweckt ein Mechaniker, gespielt von Mark Wahlberg, einen dieser Kampfroboter. Paramount hat diesen Film in China mit großem Aufwand beworben. Das Marketing hat mit gezieltem product placement chinesischer Produkte das chinesische Publikum im Visier. Zudem spielt die gesamte zweite Hälfte des Films in China.
Zwar beteuert Paramount, der Ortswechsel von Texas und Chicago nach Peking, Guangzhou und Hongkong habe bereits im Drehbuch gestanden, bevor feststand, dass der chinesische Kinomarkt im Fokus stehen würde. Doch eine Szene legt den Verdacht nahe, dass Chinas Propaganda-Abteilung auch Einfluss genommen hat. „Die Zentralregierung wird Hongkong um jeden Preis retten“, heißt es völlig unvermittelt in einer Einblendung, die für den Handlungsverlauf in keiner Weise relevant ist.
China ist nach den USA weltweit der zweitgrößte Kinomarkt. Doch Hollywood sind enge Grenzen gesetzt. Nicht mehr als 34 ausländische Filme im Jahr sind in chinesischen Kinos zugelassen. Zudem dürfen ausländische Filmunternehmen maximal ein Viertel der Erlöse aus Eintrittspreisen behalten. Im anderen Ländern ist es etwa die Hälfte. Zudem werden die Filme fürs Kino erheblich zensiert. Häufig sind die 120 Minuten im Original auf mickrige 80 oder 90 Minuten zusammengestutzt. Das schränkt den Kinogenuss ganz erheblich ein.
Film- und Imageförderung
Die Einflussnahme hat zwei Gründe. Sicher, es geht auch um die Zensur politisch unliebsamer Inhalte. Aber China will vor allem auch die heimische Filmwirtschaft stärken und beschränkt daher den Zugang für ausländische Produzenten. Allerdings sind original chinesische Filme ohnehin im Kommen. Schließlich werden sie technisch immer raffinierter. Im ersten Quartal 2014 spielten sie nach Angaben der staatlichen Medienbehörde bereits 56 Prozent der Kinoerlöse ein, ein Plus von sieben Prozentpunkten im Vergleich zu 2012.
Der zweite Grund: Peking ist bemüht, Chinas mieses Image in der Welt zu verbessern. Ein Land wie die Volksrepublik brauche nicht nur politische und wirtschaftliche Macht, sondern auch kulturelle Anerkennung, so der Gedanke der chinesischen Führung. Von „Soft Power“ ist die Rede.
Allerdings geht die Strategie bislang kaum auf. Obwohl Pekings Kulturbehörden seit Jahren Milliarden in fremdsprachige Fernsehsender, Publikationen, Veranstaltungen und Konfuzius-Instituten investieren, gibt es kaum Dinge, die Chinas Ansehen im Ausland gesteigert haben – einmal abgesehen von der chinesischen Küche und Kung-Fu. Im Gegenteil: Obwohl sich die Konfuzius-Institute nach dem Vorbild der Goethe-Institute mit Sprachkursen und Kulturveranstaltungen – allein in Deutschland gibt es 14 – sehr intensiv um ein positiveres China-Bild bemühen, wird ihnen immer wieder Propaganda für die Kommunistische Partei vorgeworfen.
Wer kooperiert, macht mehr Gewinn
Hollywood hat daher in China nur eine Möglichkeit: Will es in China durchstarten, muss es kooperieren. Hollywood Studios wie Paramount gehen etwa Koproduktionen ein. Denn sobald sie mit chinesischen Filmfirmen zusammenarbeiten, unterliegen sie nicht mehr der Quote von 34 ausländischen Produktionen. Auch die Gewinnquote aus den Eintrittserlösen ist höher. Eine Koproduktion wird allerdings erst dann als solche anerkannt, wenn die chinesischen Behörden ihre Zustimmung zum Drehbuch erteilt haben, chinesische Darsteller gecastet werden und mindestens ein Hauptdarsteller Chinese ist.
Transformer 4 erfüllt all diese Kriterien. Mit Li Bingbing hat Paramount sogar eine sehr prominente Schauspielerin aus der Volksrepublik engagiert.