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China will auch eine Super-Liga

 

Der Fußball wurde in China erfunden. Das zumindest behauptete Chinas Ministerpräsident Li Keqiang, als er Angela Merkel während ihres Peking-Besuchs vor einem Jahr eine alte Malerei von Chinas angeblich ersten Fußballspielen schenkte. Das Geschenk wirkte extrem kurios: Bislang ist die Volksrepublik nicht gerade als Fußballnation bekannt. Erst einmal – im Jahr 2002 – hat sich Chinas Männer-Auswahl für eine Weltmeisterschaft qualifiziert. Die Nationalmannschaft schied dann in der Vorrunde aus: null Tore, null Punkte.

Geht es nach dem Willen des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping soll sich das nun ändern. Für den bekennenden Fußball-Fan ist der Aufbau einer Profiliga, die diesen Namen auch verdient, eine nationale Prestigefrage. Xi soll persönlich an einem Plan mitgewirkt haben, der Chinas Profivereine der Super-League auf Weltniveau bringen soll.

Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt nimmt jetzt viel Geld in die Hand. Nach Angaben des Fifa-Transferabgleichungssystems hat die Volksrepublik allein in den ersten drei Monaten des Jahres umgerechnet mehr als 80 Millionen Euro für den Kauf ausländischer Spieler ausgegeben. Das sind sechs Millionen Euro mehr als im gesamten Jahr 2014 und fünf Mal so viel wie 2013. Nur Deutschland (mit knapp 112 Millionen Euro) und England mit rund 164 Millionen geben noch mehr aus. Sollte China dieses Tempo beibehalten, wird das Reich der Mitte bereits im nächsten Jahr der größte Investor in ausländische Spieler sein.

Vor allem auf brasilianische Top-Spieler haben es die Chinesen derzeit abgesehen. Für 38 Millionen Euro hat China neun südamerikanische Spieler für seine Super-Liga verpflichtet, darunter zwei Nationalspieler aus Brasilien. Auch Nachwuchsförderung steht jetzt auf der Agenda: An Grund- und Mittelschulen wird nun Fußball gespielt.

Chinesische Unternehmer unterstützen den Kurs und sponsern heimische Vereine. Der chinesische Internetkonzern Alibaba hat vergangenes Jahr für rund 140 Millionen Euro einen 50-Prozent-Anteil des südchinesischen Fußballvereins Guangzhou Evergrande gekauft. Jetzt steht das Fußballteam auf Platz 16 der weltweit wertvollsten Fußballclubs und wird damit sogar höher bewertet als Atlético Madrid.

All das macht China attraktiv für ausländische Fußballclubs. Der FC Bayern München hat am Mittwoch in Anwesenheit seines Vorstandschefs Karl-Heinz Rummenigge auf der Alibaba-Internetplattform T-Mall feierlich den ersten Bayern-München-Online-Fanshop in China eröffnet. 90 Millionen Bayern-Fans soll es im Reich der Mitte geben, schätzt der Club.

Ob die Wende gelingt? Zwar ist Fußball im bevölkerungsreichsten Land der Welt sehr beliebt – aber bislang vor allem vor dem Fernseher. Chinesen schauen gerne  Bundesliga, Premier League oder La Liga. In China selbst gibt es wenige Vereine, es fehlt an Nachwuchsförderung und Fußballplätzen. Die existierenden Vereine in der Super-Liga werden regelmäßig von schweren Korruptionsskandalen erschüttert, die der Fifa kaum nachstehen. Die in Hongkong erscheinende Zeitung South China Morning Post zitiert einen Fußball-Fan in Shanghai. „Ich würde eher mehrere Hundert Yuan mehr für ein Lionel-Messi-Trikot ausgeben oder einen Barcelona-Schal als für einen der korrupten chinesischen Vereine.“