Einfach hatte es Apple in China nie. Einige Jahre lang zeigte sich Apples damaliger Chef Steve Jobs skeptisch, ob sich die Chinesen wirklich in Massen die teuren iPhones leisten könnten. Angesichts der rasant wachsenden Mittelschicht ließ er sich spät, aber dann umso rascher eines besseren belehren. Das nahm ihm jedoch die chinesische Seite übel und machte Sicherheitsbedenken geltend. Bei jeder Einführung eines neues iGerätes vergingen Monate, bis sie auch in der Volksrepublik zugelassen waren.
Und dann dauerte es noch einmal eine Weile bis sich Apple auch mit Chinas größtem Mobilfunkanbieter China Mobile geeinigt hatte. Erst dann hob der iPhone-Verkauf ab und brachte es auch auf dem weltweit größten Markt für Smartphones zur Nummer eins. Doch nun könnte es mit Apples Siegeszug schon wieder vorbei sein.
Im zweiten Quartal haben in China zwei heimische Hersteller dem US-Konzern den Rang abgelaufen. Von April bis Juni schaffte es Xiaomi mit einen Marktanteil von 15,9 Prozent auf den ersten Platz. Knapp dahinter mit 15,7 Prozent folgt Huawei, ebenfalls ein chinesischer Hersteller Apple und Samsung aus Südkorea folgen erst auf Platz 3 und 4. Noch im vierten Quartal 2014 war es Apple gelungen mit dem iPhone 6 und dem iPhone 6 Plus die Spitzenposition in dem heiß umkämpften chinesischen Markt zu übernehmen. Angesichts des hohen Verkaufspreises in China ein gutes Geschäft für das Unternehmen.
Dass ausgerechnet Xiaomi Apple immer wieder den Rang abläuft, hätte vor einigen Jahren noch kaum jemand erwartet. Denn wie die meisten chinesischen Smartphones sind auch die Geräte von Xiaomi in vielerlei Hinsicht nur ein Abklatsch von Apples iPhones. Abgesehen vom Betriebssystem (Xiaomi verwendet Googles Android) unterscheiden sie sich technisch nur kaum. Kein Wunder. Sie kommen ja auch allesamt von den gleichen Zulieferfirmen wie Foxconn. Sie kosten aber deutlich weniger als das günstigste iPhone 6.
Was Apple in China in den vergangenen Jahren vor allem aber hervorhob: der Kultfaktor. Eben weil Apple für seine Geräte in China sehr viel teurer anbietet, verkaufte es sich bei Chinas statusbewussten Mittelschicht so gut. Denn sie wollte sich von der breiten Masse absetzen, die sich iPhones nicht leisten können. Diese Form der Abgrenzung gibt es zwar auch weiterhin. Doch sie wird weniger. Denn zum einen wächst die Mittelschicht rasant. Das heißt: Immer mehr Chinesen können sich ein iPhone leisten; man ist mit einem Apple-Gerät in China nicht mehr besonders. Zum anderen holt Xiaomi in der Imagepflege massiv auf.
Beim Design spricht Xiaomi mit seinem neuen Redmi2 mit 4,7-Zoll-Bildschirm und den grellen Gehäusefarben den Geschmack viele junge Chinesen sogar mehr an als Apple, das klassisch auch weiter auf schwarz, weiß, silbern oder gold setzt. Für die junge Generation ist Apple inzwischen das Smartphone der Eltern. Tatsächlich wirkt das iPhone 6 mit seinen runden Ecken klobig, während das Xiaomi zwar nur minimal flacher, mit den kantigen Ecken aber sehr viel eleganter erscheint.
Doch trotz der fallenden Marktanteile – wirklichen Grund zur Klage gibt es für Apple nicht. Denn was die Stückzahl betrifft verkauft Apple so viele iPhones in China wie nie zuvor. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Verkäufe im zweiten Quartal um 85 Prozent gestiegen, die Umsätze verdoppelten sich auf fast 13 Milliarden Dollar. Damit ist China für Apple inzwischen der größte Markt.
Xiaomi ist im Reich der Mitte zwar Marktführer. Mit so hohen Renditen wie Apple kann das chinesische Unternehmen aber noch lange nicht mithalten.