Eigentlich hatte Apple Besserung gelobt und versprochen, für bessere Arbeitsbedingungen in seinen Zulieferfabriken zu sorgen. Doch weit gefehlt. Die unabhängige Arbeitnehmerorganisation China Labor Watch (CLW) mit Sitz in den USA kommt in ihrer jüngsten Untersuchung zu einem eindeutigen Ergebnis: Die Bedingungen, unter denen iPhones, iPads und MacBooks in der Volksrepublik hergestellt werden, haben sich im Vergleich zu vorherigen Untersuchungen noch einmal deutlich verschlechtert.
Die Organisation weist den Zulieferern von Apple nach, dass sie Minderjährige beschäftigen; Überstunden werden in den Betrieben systematisch unterschlagen. Hinzu kommen miserable Arbeitsschutzbestimmungen – und um den ohnehin niedrigen Lohn werden die Beschäftigten auch noch geprellt.
Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die in jüngerer Zeit den Versprechungen des US-Unternehmens geglaubt haben. Apple steht seit Jahren wegen der Zustände beim bisherigen Zulieferer Foxconn in der Kritik. Um den drohenden Imageschaden zu begrenzen, verlagerte Apple einen Teil seiner Produktion zum Hersteller Pegatron nach Taiwan. Doch anstatt die Arbeitsstandards zu erhöhen, spielt der Konzern nun seine Vertragsfirmen in China gegeneinander aus, was für noch miserablere Arbeitsbedingungen gesorgt hat.
Es ist naheliegend, China für diese Missstände zu kritisieren. Doch ein genauer Blick auf die Gesetzgebung dort zeigt: Auch wenn unabhängige Gewerkschaften nicht erlaubt sind, so sieht das chinesische Arbeitsrecht doch Mindestlöhne, Arbeitszeitregelungen und klare Arbeitsschutzbestimmungen vor. Teilweise können die Regeln mit den europäischen Standards durchaus mithalten. Doch es hapert an der Umsetzung.
Natürlich liegt das auch an der chinesischen Regierung. Aber sie kann nicht allein verantwortlich gemacht werden. So lange sich ein mächtiger Konzern wie Apple weiter nicht um die Arbeitsbedingungen in seinen Zulieferfabriken schert, so lange er in Kauf nimmt, dass Arbeitsrecht ignoriert wird und seine Zulieferer im Preiskampf gegeneinander auszuspielen vermag, so lange hat der Staat nur wenig Chancen, gegen die Missstände vorzugehen. Täte er es, würde Apple seine Herstellung einfach in ein anderes Land verlagern, etwa nach Indonesien.
Solange Apple nur Lippenbekenntnisse abgibt und die Missstände in der Praxis toleriert, haftet jedem iPhone weiter der Ruch eines Ausbeuterprodukts an.