Jahrzehntelang war Afrika den Japanern weitgehend egal. So wie die meisten Industriestaaten hatte der Inselstaat den von Bürgerkriegen, Aids, Dürren und Hungersnöten geplagten Kontinent als „verloren“ aufgegeben. Afrika – vor allem südlich der Sahel-Zone – war wirtschaftlich und strategisch für Japan nicht interessant.
Das soll sich nun grundlegend ändern. Derzeit ist Japans Premierminister Shinzo Abe auf einer fast einwöchigen Rundreise durch drei afrikanische Länder. Hilfsgelder in Höhe von mehr als 14 Milliarden US-Dollar bringt er seinen Gastgebern mit, zudem Kreditzusagen in einer noch höheren Summe. Begleitet wird Abe von einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation. Es ist die bislang umfangreichste Afrika-Reise eines japanischen Regierungschefs. Das Ansinnen ist klar: Während daheim in Ostasien der Streit mit China um ein paar verlassene Inseln ungelöst schwelt, versucht Japan auch in Afrika China Konkurrenz zu machen.
China investiert seit Jahren eifrig in den Erdteil und sichert sich die Rohstoffe, Häfen, Eisenbahntrassen und wichtige Handelswege. Afrikas Wirtschaft boomt seitdem. Das hat auch die Begehrlichkeiten der USA, Europäer und eben der Japaner geweckt. So wie China erkennen auch sie, dass in dem Kontinent jede Menge Potenzial steckt. Das Engagement der Volksrepublik hat einen regelrechten Wettlauf um Afrika eingeläutet.
Die meisten afrikanischen Staatschefs wissen zwar, dass die Chinesen ihnen diesen Boom beschert haben. Glücklich über die chinesischen Investoren sind viele Afrikaner aber nicht. Anders als etwa die Europäer oder die USA stellt Peking bei der Wirtschaftshilfe zwar keine politischen Bedingungen – was zählt, ist allein der gegenseitige wirtschaftliche Nutzen. Doch genau das löst Unzufriedenheit in der afrikanischen Bevölkerung aus. Viele klagen über miserable Arbeitsbedingungen in den von Chinesen betriebenen Fabriken und über das skrupellose Verhalten vieler Unternehmer aus der Volksrepublik.
Dass nun auch Japan um Afrika buhlt, dürfte die chinesische Konkurrenz zwar ärgern. Den Afrikanern könnte dieser Wettlauf schon bald von großem Nutzen sein. Denn wenn künftig auch Japaner verstärkt als Investoren und Arbeitgeber auf dem afrikanischen Kontinent auftreten, haben die Menschen vor Ort mehr Auswahl bei der Arbeitssuche. Das dürfte chinesische Unternehmer unter Druck setzen, ihrerseits für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen. Konkurrenz belebt das Geschäft. Das gilt auch für die Chinesen in Afrika.