Ob Koffer von Rimowa, Autos von BMW oder Kochtöpfe von WMF: Deutsche Produkte sind in China beliebt. Das zeigt auch die Exportstatistik. Die deutschen Ausfuhren nach China sind der Deutschen Außenhandelskammer zufolge in den ersten drei Quartalen 2014 um weitere 11,6 Prozent gestiegen. Für Deutschland ist die Volksrepublik der zweitgrößte Handelspartner außerhalb der Europäischen Union, gleich nach den USA. Vor allem für die deutsche Maschinenbau- und Autoindustrie ist China der wichtigste Absatzmarkt. Und in den kommenden Monaten dürfte die Nachfrage nach Waren made in Germany dort noch weiter steigen. Grund dafür ist der Wechselkurs.
In den vergangenen sechs Monaten hat der Euro zum chinesischen Yuan bereits um 20 Prozent an Wert verloren. Mit der jüngsten Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), zusätzlich zu ihrer Niedrigzinspolitik in großen Mengen auch Staatsanleihen der Eurozone zu kaufen, dürfte sich die Entwicklung fortsetzen. So schmerzhaft die Entwertung des Euro für China-Reisende und Europäer mit Euro-Einkommen in der Volksrepublik derzeit sein mag – den deutschen Unternehmen winkt ohne eigenes Zutun ein großer Geldsegen.
Angesichts des fallenden Euro haben deutsche Exporteure nach China derzeit zwei Möglichkeiten: Sie geben den niedrigen Eurokurs an ihre chinesischen Kunden weiter. In Deutschland hergestellte Waren würden dann für chinesische Kunden noch billiger. Da deutsche Milch, Koffer, Autos und Maschinen in der Volksrepublik bereits einen exzellenten Ruf genießen und immer mehr Chinesen sie sich auch leisten können, würde der Absatz deutlich steigen.
Oder aber – und das ist üblicherweise die Praxis: Die deutschen Unternehmer bieten ihre Waren auch weiterhin zum gleichen Preis in der chinesischen Währung an. Der Absatz in China wird dann zwar keine großen Sprünge machen. Dafür aber der Gewinn in Euro. Viele deutsche Anbieter streichen wegen des veränderten Wechselkurses in China derzeit bereits 20 Prozent mehr Gewinn ein als noch vor einem halben Jahr. Die Marge wird bei einem weiter fallenden Eurokurs entsprechend weiter steigen.
Aber auch deutsche Unternehmen, die in China produzieren, werden kräftig an der Euro-Abwertung verdienen. Sie fertigen zwar in China für den Binnenmarkt. Aber auch ihre Gewinne steigen durch die Aufwertung des Yuan.
Umgekehrt werden chinesische Waren in der Eurozone deutlich teurer und auf den Weltmärkten weniger konkurrenzfähig. Dennoch sind Chinas Wirtschaftsplaner keineswegs gegen den Anleihenkauf der EZB. Offiziell äußern sie sich dazu zwar nicht. Aber hinter den Kulissen heißt es, dass sie den Schritt von EZB-Chef Mario Draghi durchaus begrüßen. Ihnen ist mehr viel gelegen, dass sich die Europäische Union als wichtiger Absatzmarkt wirtschaftlich rasch wieder erholt, und sie hoffen, dass Draghis Politik dazu beiträgt.
Chinas Führung macht aus der Not längst eine Tugend. Schon im Herbst hat sie chinesische Firmen aufgefordert, in Europa verstärkt auf Einkaufstour zu gehen. Firmenbeteiligungen und ganze Übernahmen seien noch nie so günstig gewesen wie derzeit.