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China wird Griechenland nicht retten

 

Zumindest nach offizieller Lesart setzt Griechenlands neue Regierung weiter auf die Hilfe der Europäischen Union. Doch je abweisender sich unter Federführung von Deutschland die anderen EU-Partner gegenüber der neuen griechischen Regierung und ihrer geplanten Abkehr von der Sparpolitik verhalten, desto mehr scheint Athen auf Hilfe aus ganz anderer Richtung zu setzen: Russland und China.

Griechenlands stellvertretender Außenminister Nikos Chountis hat am Mittwoch zugegeben, dass sowohl Russland als auch China seinem Land Finanzhilfen angeboten haben. Priorität habe zwar eine Einigung mit den EU-Partnern. Seine Regierung schließe „alternative Geldquellen“ jedoch nicht aus, sagte Chountis. Noch am selben Tag reiste sein Vorgesetzter und Namensvetter Nikos Kotzias zu seinem Amtskollegen nach Moskau.

Und auch zwischen Athen und Peking laufen die Drähte heiß. Das chinesische Außenministerium wollte ein konkretes Hilfsangebot an die Griechen zwar nicht bestätigen. Zugleich lud die chinesische Führung Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras aber zu einem Besuch in die Volksrepublik ein. Tsipras hatte vor einer Woche russische und chinesische Rettungshilfe noch ausgeschlossen. Zu Recht: Denn auf allzu viel Hilfe zumindest aus dem Reich der Mitte sollten die Griechen nicht setzen.

Die Volksrepublik hat sich in den vergangenen Jahren schon mehrfach als großer Retter für die kriselnden Länder in Südeuropa hervorgetan. So hatte Peking 2011 und 2012 tatsächlich den Portugiesen und Spaniern einige Milliarden an Euro überwiesen und ihnen Staatsanleihen abgekauft. Gerettet haben die Chinesen Spanien und Portugal aber nicht. Erst nachdem die Europäische Zentralbank sich bereit erklärte, mit unbegrenzten Summen für diese beiden Länder einzustehen, entspannte sich die Schuldenkrise.

Chinas Hilfe war auch keineswegs selbstlos. Mit ihren massiven Handelsüberschüssen haben die Chinesen gigantische Devisenreserven aufgehäuft, die sie bis dahin vor allem in US-Staatsanleihen angelegt hatten. Der Dollar hatte in den Jahren nach der schweren Finanzkrise jedoch enorm an Wert verloren, die Zinsen erreichten Tiefststände. Da kam es den Chinesen gelegen, ihre Devisen stärker zu diversifizieren. Portugiesische und spanische Staatsanleihen, die zu sehr viel höheren Zinssätzen angeboten wurden, versprachen da sehr viel mehr Rendite.

Keine Wohltat im Sinn

Vor allem aber interessierte sich die Volksrepublik für Investitionen, die sich aus ihrer Sicht auch lohnten. Durch die Krise in Europa waren Übernahmeziele für chinesische Investoren günstig geworden. Auch die Schwäche des Euro spielte ihnen in die Karten. Chinesische Staatsunternehmen kauften sich unter anderem ins Stromnetz Portugals ein, in Griechenland erwarb Chinas staatseigener Logistikkonzern Cosco zwei Frachtterminals am Hafen von Piräus. So gaben Unternehmen aus der Volksrepublik im ersten Quartal 2012 in Portugal 500 Millionen Dollar für Übernahmen aus, in Italien waren es rund 250 Millionen Dollar. Abgesehen vom Hafen von Piräus ließen die Chinesen von den meisten Firmen in Griechenland dagegen die Finger. Auf Druck der EU sollten zwar zahlreiche griechische Staatsunternehmen privatisiert werden – den Chinesen schienen diese aber nicht lukrativ genug.

Wenn die chinesische Führung dem schuldengeplagten Griechenland jetzt erneut Finanzhilfe anbietet und Tsipras nach Peking einlädt, hat sie es erneut vor allem auf den Hafen von Piräus abgesehen. Griechenlands neue Regierung hatte direkt nach Amtsantritt die Veräußerung einer Mehrheitsbeteiligung an dem Hafen gestoppt, den die Vorgängerregierung der chinesischen Costco-Gruppe bereits versprochen hatte. Vor allem darüber will Peking mit Tsipras sprechen.

Staatliche Direkthilfe an Griechenland oder gar die Übernahme der Schulden hat Chinas Führung auch weiterhin nicht im Sinn.