Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Peking verspricht Bescheidenheit

 

Als sich vor zwei Jahren Peking für die Winterspiele 2022 beworben hat, konnten sie sich selbst kaum vorstellen, dass die chinesische Hauptstadt schon wieder Austragungsort für Olympische Spiele werden könnte. Peking hatte erst 2008 mit großem Pomp die Olympischen Sommerspiele ausgetragen. Aber nicht nur München ist für die Spiele 2022 abgesprungen, sondern auch Krakau, Stockholm und Oslo. Zur Auswahl steht nur noch Almaty in Kasachstan.

Sollte Peking am Donnerstag beim Treffen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Kuala Lumpur den Zuschlag für die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2022 erhalten, wäre Peking die erste Stadt der Welt, die nach den Sommerspielen 2008 auch die Winterspiele ausrichtet.

Und Pekings Chancen stehen gut. Denn dass so viele Städte aus Sorge vor horrenden Kosten ihre Kandidatur zurückgezogen haben, hat dem IOC zu denken gegeben. Peking hatte mit Ausgaben von 47 Milliarden US-Dollar 2008 zwar auch ordentlich geklotzt und die bis dahin die teuersten Spiele ausgetragen.

Doch nun versprechen die chinesischen Organisatoren Bescheidenheit. Für die Eröffnungsfeier und die Eiswettbewerbe können etwa die 2008 errichteten Sportstätten umgerüstet werden. Aus dem Water-Cube, in dem 2008 die Schwimmwettbewerbe stattfanden, soll ein Ice-Cube für Eishockey werden. Nur für Eisschnelllauf und Curling soll eine neue Halle errichtet werden. Die Initiatoren gehen von Kosten in Höhe von knapp drei Milliarden Dollar aus.

Neue Anlagen müssen gebaut werden

Für die Skiwettbewerbe vor den Toren Pekings muss aber eine neue Infrastruktur geschaffen werden. In der rund 120 Kilometer entfernten Grenzstadt Zhangjiakou, wo die meisten Skiwettbewerbe stattfinden sollen, gibt es nur eine Handvoll Pisten, die jedes Jahr mit Tonnen von Kunstschnee zugeschüttet werden. Das wird nicht reichen. Für die alpinen Skiwettbewerbe müssen weitere Anlagen gebaut werden.

Größtes Problem: der geringe Niederschlag. Der Winter ist in Peking und der Umgebung zwar sehr kalt – aber auch extrem trocken. Schnee fällt nur wenige Millimeter im Jahr. Die Chinesen verweisen jedoch darauf, dass selbst Austragungsorte mit viel natürlichem Schneefall schon lange nichts mehr dem Wetter überlassen, sondern ebenfalls Tonnen an Kunstschnee bereithalten. Pekings trockenes Klima sei sogar von Vorteil. Der Kunstschnee sei dann von sehr viel besserer Qualität.

Chinesische Umweltschützer schlagen dennoch Alarm: Die Menge macht’s, kritisieren sie. Schon jetzt werden für die elf existierenden Skianlagen im Umland von Peking jährlich 50 Millionen Kubikmeter Wasser vom nahe gelegenen Reservoir Chongli abgeschöpft. Der Wasserspiegel sinkt seitdem dramatisch. Viele Anwohner stehen der Austragung der Winterspiele daher skeptisch gegenüber.

Überhaupt ist Skifahren noch ein recht neues Hobby in China. Erst seit einigen Jahren ist ein kleiner Teil der städtischen Mittelschicht auf den Geschmack gekommen, auf langen Brettern Berghänge herunterzurasen. Doch die Popularität wächst. Nach Angaben der chinesischen Regierung liegt das Potenzial der Chinesen, die sich in den nächsten Jahren für Wintersport begeistern werden, bei 300 Millionen. Allein in den vergangenen zwei Jahren sind vor allem im dicht besiedelten Nordosten des Landes Hunderte von Skischulen eröffnet worden – die meisten staatlich gefördert versteht sich.

Auch deswegen werden Peking bessere Chancen als Almaty eingeräumt. Die zuletzt weltweit stagnierende Wintersportindustrie hofft auf steigende Umsätze.