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Apples Problem mit Foxconn

 

Apple hat wahrlich kein Glück mit seiner Zulieferfirma Foxconn. Nur wenige Tage nachdem das Unternehmen sein neues iPhone auf den Markt gebracht hat, macht die Meldung von einer Massenschlägerei bei dem Zulieferunternehmen die Runde. Etwa 2.000 Fabrikarbeiter sollen sich in der Nacht zu Montag in dem Werk in Taiyuan fast zehn Stunden eine Keilerei geliefert haben. Nur mit Mühe gelang es offenbar den Polizisten, die Gewalt zu beenden. Das Werk, in dem angeblich auch das neue iPhone hergestellt wird, muss für mindestens einen Tag schließen.

Auch wenn das taiwanesische Unternehmen in einer ersten Stellungnahme beteuert, der Auslöser des Streits sei privater Natur und hänge anders als bei der Selbstmordserie vor zwei Jahren nicht mit den Arbeitsbedingungen zusammen – der Blick richtet sich auf die Produktionsweise von Foxconn.

Seit vielen Jahren schon lassen Apple und andere Elektronik- und Computerfirmen wie Hewlett Packard, Dell und Sony nicht mehr in eigenen Fabriken produzieren und beauftragen andere Firmen damit. Foxconn, dessen Mutterfirma in Taiwan den Namen Hon Hai Precision Industry führt, ist die weltweit größte Auftragsfirma dieser Art. In China beschäftigt die Firma mehr als eine Million Mitarbeiter. Vor allem die Fabrikanlagen im Süden des Landes sind mit bis zu einer Viertelmillion Angestellten gigantisch. Die meisten Mitarbeiter arbeiten nicht nur auf dem Gelände. Sie wohnen dort auch.

Dass es immer wieder zu Selbstmordversuchen oder Gewaltausbrüchen kommt, ist angesichts der großen Zahl der Mitarbeiter statistisch gesehen nicht verwunderlich. Und doch lenken die Vorfälle auch in chinesischen Medien den Blick immer wieder auf die Arbeitsbedingungen des Unternehmens. Und zwar zu recht.

Denn natürlich will kein Mensch, auch in China nicht, Tag und Nacht, Woche für Woche, ein Leben führen, dass ausschließlich auf die Fabrikarbeit ausgerichtet ist. Foxconn hat zwar auf die zahlreichen Berichte über die schlechten Arbeitsbedingungen reagiert. Die Löhne wurden erhöht, der Arbeitsschutz in den Werken verbessert, die Lebensqualität in den Wohnheimen ist gestiegen. Eine wirkliche Lösung ist das alles nicht. Wer kann, versucht auch weiterhin von Foxconn wegzukommen, und zwar so schnell wie möglich. Das Grundproblem bleibt: Das Unternehmen bietet seinen Mitarbeitern auch weiterhin keine dauerhafte Lebensperspektive.

Es wird auch künftig bei Foxconn Gewalt und Selbstmorde geben. Und ich bin mir sicher, dass diese Vorfälle auch weiterhin in Verbindung mit miserablen Arbeits- und Lebensbedingungen gebracht werden. Will Apple nicht dauerhaft einen Image-Schaden erleiden, sollte das Unternehmen das eigene Geschäftsmodell überdenken.