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Per Laufradwechsel zum Elektrorenner

 

© Superpedestrian
© Superpedestrian

2009 erschien die Idee geradezu revolutionär: Allein durch den Tausch des Hinterrads gegen ein so genanntes Copenhagen Wheel sollte jedes beliebige Rad zu einem Elektrofahrrad umgerüstet werden.  In den vergangenen Jahren arbeiteten Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) an diesem Hinterrad, das die gesamte Technik mit Antrieb, Motor und Getriebe enthalten soll.

Jetzt  haben die Wissenschaftler das Start-up Superpedestrian gegründet und wollen im kommenden Jahr das Hinterrad ausliefern. Fast zeitgleich sammelt das amerikanische Start-up FlyKly Geld und will mit einem ähnlichen Nachrüstsatz auf den Markt. Beide Konzepte klingen verlockend – aber es ist fragwürdig, ob das Prinzip auch alltagstauglich ist.

Ein Hingucker ist die große rote Nabe im Hinterrad auf jeden Fall. Sie ist wahrscheinlich günstiger als jedes Elektrofahrrad und ihr Einbau mehr als einfach: zwei Schrauben lösen, Hinterrad raus, Copenhagen Wheel rein. Schon fährt das Velo elektrisch. Als ob das Prinzip Elektrofahrrad so einfach wäre.

Rein technisch funktioniert der Tausch vermutlich einwandfrei. Aber was ist mit den Komponenten an den verwendeten Rädern? Wer weiß von seinem Lenker oder seiner Gabel, ob sie für die zusätzliche Belastung ausgelegt sind? Dirk Zedler, Inhaber des renommierten gleichnamigen Prüfinstituts für Fahrradtechnik, hat in der Praxis erlebt, dass beispielsweise Lenker, die sich jahrelang bei Trekkingrädern bewährt haben, an Pedelecs gebrochen sind.

Gerne wird argumentiert, dass sportliche Fahrer mit ihren Rädern bereits 20 bis 25 Stundenkilometer erreichen und deshalb das Umrüsten problemlos sei. So einfach ist es aber anscheinend nicht. Laut Zedler haben Untersuchungen ergeben, dass Trekkingradfahrer durchschnittlich 13 bis 15 km/h fahren. Mit Motorunterstützung sind sie etwa 5 km/h schneller unterwegs.

Zudem sei die Belastung für den Rahmen und die Komponenten bei Motorunterstützung höher, sagt der Fachmann – und zwar aufgrund des Mehrgewichts durch Antrieb, Technik und Akku sowie die schnellere Fahrweise.

Insbesondere das häufigere Bremsen und die höheren Bremskräfte könnten laut Zedler zu Schäden an Elektrorädern führen. Deshalb lassen viele Hersteller ihre E-Räder aufwändig prüfen, um geeignete Komponenten zu verbauen, die für die Belastungen ausgelegt sind.

In den USA steht der Elektrofahrradmarkt noch am Anfang. Etwa 159.000 Räder wurden dort laut eBikeNews im vergangenen Jahr verkauft. In Deutschland waren es im gleichen Zeitraum 380.000. In den amerikanischen und deutschen Medien wurden in den vergangenen Wochen beide Systeme oftmals sehr wohlwollend vorgestellt. Ob man mit ihnen im Alltagsgebrauch auf Dauer wirklich sicher unterwegs ist, wird sich erst noch zeigen müssen.

Das FlyKly-Video demonstriert die Funktionsweise: