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Schwertransporter haben Potenzial – aber noch keine Normen

 

In den Niederlanden gehören Lasten- und Transporträder zum Alltag dazu, wie das oben stehende Video von markenlei auf dem Blog NL cycling eindrucksvoll zeigt. Aber auch in Deutschland tut sich langsam etwas in den Städten: Sowohl Privatpersonen als auch Unternehmer entdecken Lastenräder als praktikable Alternative zum Auto und steigen um. Dass hier noch viel Potenzial ungenutzt schlummert, hat auch die Bundesregierung erkannt.

Im vergangenen Oktober gab das Bundesverkehrsministerium beim Institut für Verkehrsforschung eine zweijährige Untersuchung über den Einsatz von Fahrrädern im Wirtschaftsverkehr in Auftrag. Mit den Rädern wird die Hoffnung verbunden, das Verkehrsaufkommen und die Schadstoffbelastung in den Städten reduzieren zu können. Das ist für viele Metropolen interessant, da Städte wie München oder Stuttgart die Grenze der Feinstaubbelastung regelmäßig überschreiten.

Bisher existiert aber keine DIN-Norm für Lasten- und Transporträder. So eine Norm wäre aber sinnvoll, gerade für das zulässige Gesamtgewicht, die Rahmensteifigkeit und das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten unter Last. „Durch Normen erhalten Hersteller eine sichere Grundlage für ihre Produkte, und Prüfstellen verfügen über einheitliche Kriterien, nach denen sie die Transportfahrräder auf ihre Gebrauchstauglichkeit und Sicherheit prüfen können“, heißt es auf der Webseite des Deutsches Institut für Normung. So eine Norm verschafft auch den Kunden Klarheit über die Sicherheit und Qualität des Lastenrads, das sie kaufen wollen.

Das Institut hat im Herbst Interessierte dazu aufgerufen, in einem Expertengremium mitzuwirken, um Normen zu entwickeln. Dieses Gremium hat sich jetzt gefunden. Der Fahrradsachverständige Ernst Brust, Gründer und Geschäftsführer des Prüfinstituts Velotech in Schweinfurt, leitet den Arbeitskreis Transport- und Lastenfahrrad. Dieser will spezifische Anforderungen festlegen und Prüfverfahren entwickeln, die auf den jeweiligen Fahrzeugtyp – einspuriges oder mehrspuriges Lastenrad oder auch Lastenanhänger – anzuwenden sind.

Wie groß der Markt für Lastenräder in Deutschland wirklich ist und wie viele jedes Jahr verkauft werden, weiß aktuell niemand. Aber auch das soll sich ändern. Siegfried Neuberger, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbands, kündigte kürzlich an, dass der ZIV in Zukunft auch Lastenräder gesondert in der Verkaufsstatistik erfassen will.

Durch die vielen kleinen Lastenrad-Projekte, die zurzeit in den Städten angeschoben werden, und die zunehmende Elektrifizierung der Lastenräder werden ihre Verkaufszahlen sicherlich in den kommenden Jahren steigen. Bis hierzulande so viele Menschen mit dem Lastenrad unterwegs sind wie in dem oben stehenden Video, muss allerdings noch einiges passieren.