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Große Räder auf kleinen Reifen

 

Tern P7i mit Gepäck © Reidl
Tern P7i mit Gepäck © Reidl

Neulich war ich in drei Tagen in fünf verschiedenen Städten unterwegs. Statt wie üblich vor Ort Bus, U- und S-Bahn zu benutzen, hatte ich ein Faltrad dabei – zum ersten Mal auf Geschäftsreise. Seitdem bin ich begeistert von den Rädern im Kofferformat.

Wer mit wenig Gepäck auskommt, hat damit viel mehr Möglichkeiten. Morgens um sechs bleiben mir normalerweise zwei Optionen, um zum Bahnhof zu kommen: Entweder ziehe ich meinen Koffer 20 Minuten durch die Stadt oder ich gönne mir ein Taxi. Dieses Mal hatte ich eine bessere Alternative: Rucksack schultern, rauf aufs Faltrad und los.

Wer heute noch von Klapprad spricht und damit die modernen 20 Zöller für Erwachsene meint, hat eine Entwicklung verschlafen. Die Dahons, Bromptons, Birdys, Bernds oder Terns sind großartige Räder mit kleinen Reifen, die für einen spezifischen Einsatzzweck ausgestattet sind. Durchaus auch für die Radreise oder fürs schnelle sportliche Fahren, in der Regel aber für das Pendeln in der Stadt.

Ihr großer Vorteil: Gefaltet sind sie auch ohne Tasche als Gepäckstück unterwegs und dürfen in Bahn und ÖPNV mitfahren – und zwar kostenlos. Ein Glück für mich. Denn morgens um sechs Uhr sind in der Hamburger S-Bahn Fahrräder verboten beziehungsweise kosten im Regionalzug extra. Etwa 20 Sekunden brauche ich, um das Rad auf Handgepäckmaß zu bringen. Ein Griff am Sattel und ab in die Bahn.

Mein Testrad von Tern, ein Link P7i, muss man in diesen Momenten tragen. Modelle anderer Hersteller haben Rollen, sie kann man hinter sich her ziehen, was deutlich komfortabler ist. Denn die 14 Kilo, die das Tern wiegt, finde ich recht schnell schwer. Deshalb lohnt es sich durchaus, auf Bahnhöfen, sofern man weitere Strecken zum nächsten Gleis zurück legen muss, das Rad aufzufalten und zu schieben.

Geteilter Rahmen © Reidl
Geteilte Rahmen © Reidl

Das Falten sollte man zwei, drei Mal ausprobieren. Die Abfolge ist simpel, wie bei jedem Faltrad. Beim Tern stellt man erst den Lenker auf, dann faltet man das Oberrohr auf, verschließt es und zieht die Sattelstütze auf die gewünschte Höhe. Dann noch die Pedale ausklappen – fertig.

In Münster fahre ich auf meiner Reise nur mit einer Umhängetasche zu meinen Terminen. Der Rucksack steckt im Schließfach. Für die spätere Tour durch Stadt reicht die 7 Gang Nexus Schaltung völlig aus. In Stuttgart möchte ich damit zwar nicht ständig unterwegs sein, aber selbst kleinere Steigungen sind damit gut zu meistern.

Sehr praktisch ist der Kettenschutz des Terns, eine mit der Kette mitlaufende Hülle. Der Schutz vor Schmiere ist für Falträder eigentlich ein Muss. Mit Kettenschaltung allerdings schwierig umzusetzen.

© Reidl
Kettenschutz © Reidl

In den kommenden Tagen empfinde ich es auf der Geschäftsreise stets als kleines Geschenk, aufs Rad steigen zu dürfen und nicht auf den überfüllten Bus oder die Bahn warten zu müssen. Allerdings zeigt sich mit jedem Tag, dass ich mein Gepäck noch optimieren muss. Je mehr Infomaterial in meine Taschen wandert, umso schwieriger wird es, alles auf dem Rad unterzubringen. Aber diese Logistikprobleme haben Pendler in der Regel nicht.

Und sie machen laut Tern-Sprecher Marco Arnold immer noch den Großteil der Kunden aus. Das ist nicht überraschend. In sechs deutschen Großstädten werben die Verkehrsbetriebe mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und Hartje, dem Generalimporteur von Tern, mit eigens für diese Aktion entwickelten Sondermodellen. Sie werden zu besonderen Konditionen angeboten. Momentan laufen Verhandlungen mit weiteren Städten, um diese Kooperationen weiter zu verbreiten.