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Bambusfahrrad: Gewachsen in Karlsruhe

 

© Stefan Eisen
© Stefan Eisen

Seit etwa vier Jahren baut Stefan Eisen Fahrräder aus Bambus für sich und seine Familie. Anfangs hat der Ingenieur aus Karlsruhe die Rohre an den Verbindungsstellen ganz klassisch mit Harz und Fasern umwickelt. Mittlerweile hat er eine neue Technik entwickelt.

Eisen ist ein Schöngeist. Ihm gefielen die dicken Knoten aus Hanf und Harz nie, die in der Regel die Rahmenrohre aus dem schnell wachsenden Gras zusammenhalten. Deshalb setzte er beides stets so sparsam ein wie möglich. Das hatte einen Preis: Sein Singlespeed aus Bambus fuhr sich etwas schwammig – „weich“, wie er es nennt. Das mindert den Fahrspaß und geht im Extremfall auf Kosten der Sicherheit: Rahmen oder Knoten können brechen.

Hier sind die Rohre noch mit Hanf und Harz umwickelt © Reidl
Hier sind die Rohre noch mit Hanf und Harz umwickelt. © Stefan Eisen

Nun hat der Ingenieur das Problem gelöst. Statt die Rohre mit Hanf und Epoxidharz zu umwickeln, stellt er eine Form aus Harz und Glasfaser her. Dazu erzeugt er zunächst mit einem 3D-Drucker die benötigte Form. Diese nutzt er als Negativ und laminiert direkt in die Form hinein das Positiv, also das Bauteil, das er gerade braucht. So entsteht beispielsweise das Steuerrohr.

Der dänische Fahrraddesigner Biomega, der ebenfalls die Knoten vermeiden wollte, setzte bei der Verbindung zwischen Sitzrohr, Oberrohr und Sitzstrebe ganz traditionell auf Metall. Allerdings sind dann die verwendeten Bambusrohre bedeutend kürzer.

Eisen ist mit seiner Lösung zufrieden. „Die Wände der Knoten sind nur zwei Millimeter stärker als die Rohre“, sagt er. Die laminierten Verbindungen sehen gut aus und halten offenbar. Der Rahmen sei steifer und habe eine größere Laufruhe, sagt Eisen. „Ich springe mit dem Rad Bordsteine rauf und runter.“ 5.000 Kilometer ist er mit dem Singlespeed bereits gefahren. Für ihn ist es das perfekte Alltagsrad.

© Stefan Eisen
© Stefan Eisen

Den Bambus für die Bikes erntet er selbst. Dazu radelt er rund zehn Kilometer in den Bambuswald eines Imkers. Auf dem etwa 400 Quadratmeter großen Waldstück kann er sich die Stangen für den Rahmen aussuchen.

Die Rohre trocknet er in Handarbeit. Der Schritt ist entscheidend – sind die Stangen beim Einbauen noch feucht, können sie reißen. Der Amerikaner Craig Calfee, der seit Jahren hochwertige Bambusräder baut, hat das Trockenverfahren perfektioniert. Die Rohre seiner Räder sind sehr dunkel und reißfest. Wie er den Bambus genau trocknet, verrät er allerdings nicht.

Eisen stellt für sein Rad fast alle Teile selbst her, zum Beispiel die Sattelklemme aus Carbon, das Steuerrohr oder das Ausfallende. Nur das Tretlager kauft er dazu. Die Bremszüge und die Lichtkabel verlegt er innen durch den Rahmen. Etwa 40 Stunden arbeitet er an einem Rahmen.

Mittlerweile baut er auf Kundenwunsch unter dem Namen Bambushelden Fahrräder als Maßanfertigungen. Sie kosten rund 1.200 Euro das Stück. Das ist für die aufgewendete Arbeitszeit wenig, für einen Rahmen aber viel Geld. Aber ein Bambusrahmen fällt auch ganz klar in die Kategorie Luxusprodukt für Liebhaber. Haptik, Optik und Nachhaltigkeit spielen für sie bei den Rädern eine entscheidende Rolle.