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Schimmelpfennig in der Kritik

 

Peggy Picket gibt dem Westen nichts Neues.

Das Hamburger Thalia sowie das Deutsche Theater (DT) haben am Wochenende Peggy Pickit sieht das Gesicht Gottes von Roland Schimmelpfennig aufgeführt. Begeisterung weckte keine der Inszenierungen. Das Stück sei einfach zu dünn, urteilt die Süddeutsche Zeitung.

Der Tagesspiegel hält Martin Kušejs Peggy Pickit am DT für die intelligenteste Geistlosigkeit seit Langem. Darum geht es: Zwei Medizinerpaare feiern ihr Wiedersehen bei einem Essen mit viel Wein. Die Freunde waren sechs Jahren lang getrennt. Carol und Martin haben ihren Einsatz in einem afrikanischen Krisengebiet beendet. Ihre Beziehung ist zerrüttet, und ihr Waisenkind haben sie auf der Flucht zurückgelassen. Liz und Frank haben es in der Zwischenzeit zu Haus und Kind gebracht, aber trotzdem kein Glück gefunden. Die Heimkehrer beneiden die Freunde um ihren Wohlstand. Die Daheimgebliebenen schämen sich ob ihrer fehlenden Courage. Die Frage nach dem zurückgelassenen Adoptivkind mündet in einem Streit über persönliche Verantwortung, den Westen und den afrikanischen Kontinent. Die weiße Babypuppe Peggy Pickit und die afrikanische Holzfigur Anne-Abenie sollen vermitteln. Aber für einen Dialog fehlt den Paaren die Schnittfläche. Am Ende ohrfeigen sich die Frauen.

Immerhin, so die Frankfurter Rundschau, funktioniert Peggy Pickit zumindest in Hamburg als Theaterstück. Am DT hat’s nicht mal zur Katastrophe gereicht, befindet die Nachtkritik gelangweilt. Vielleicht liegt es auch an der Dekontextualiserung, dass die Aufführung das Publikum nicht mitreißen kann und zu eindimensional erscheint. Peggy Picket ist als Teil der Afrika-Trilogie entstanden, einer Co-Produktion von westlichen und afrikanischen Autoren und Regisseuren. Aber das wird erst Schimmelpfennigs Inszenierung am Burgtheater zeigen. Bis dahin gibt es noch viele Karten am DT!

19.30 Uhr | 23. November 2010 | Deutsches Theater | Schumannstraße 13a | Berlin Mitte