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Trembling Berlin

 

Pawel Althamer, Videostill aus "Winged" 2008 Courtesy: Foksal Gallery Foundation

Die daadgalerie präsentiert Trembling Bodies von Artur Żmijewski.

Der polnische Künstler Artur Żmijewski ist – gelinde gesagt – engagiert. Ob als Künstler, Mitglied der linken Bewegung Krytyka Polityczna („Politische Kritik“), künstlerischer Leiter des gleichnamigen Magazins oder Leiter der nächsten Berlin Biennale – bei Żmijewski dreht sich alles um Politik und das Machtpotential der Kunst. Entsprechend provokant fallen seine Arbeiten aus. Sie zeigen etwa einen ehemaligen KZ-Häftling beim Auffrischen der tätowierten Nummer, Gehörlose beim Singen von Bachkantaten oder eine Todkranke im Morphium-Delirium. Żmijewskis Filme und Fotografien hinterfragen gesellschaftliche Normen und verletzen Moralvorstellungen.

Auch die hiesigen Künstler hat er in Aufruhr versetzt; die Biennale-Bewerber sollten zu ihrer politischen Gesinnung Stellung nehmen, soweit vorhanden. Denn Żmijewski widerspricht der Idee, dass Kunst aus einer neutralen Position heraus zu schaffen sei. Und so wartet Berlin gespannt auf seine nächste Biennale. (Auch weil ihr Leiter selbst Künstler und dazu aus Osteuropa ist – aber das nur am Rande.)

Heute präsentiert Żmijewski in der daadgalerie seine Publikation Trembling Bodies („Körper in Aufruhr“) sowie die dazugehörige Schau. Sowohl das Interviewbuch als auch die Gruppenausstellung betrachten die polnische Bewegung der „kritischen Kunst“ und ihrer Erben. Die interviewten beziehungsweise ausgestellten Künstler haben mit ihrer Kunst aktiv in das politische und soziale Geschehen Polens eingegriffen.

Die Ausstellung umfasst neben ihren filmischen Werken auch Dokumente zur polnischen Film-, Foto- und Performance-Kunst seit den Neunzigern. Mit dabei sind Żmijewskis ehemalige Kommilitonen von der Warschauer Kunstakademie – Paweł Althamer, Katarzyna Kozyra oder Jacek Markiewicz.

Zwar verfolgt Żmijewski mittlerweile den Ansatz der „Applied Social Arts“. Doch zur Eröffnung spricht er mit den Künstlern Joanna Rajkowska und Stanislaw Ruksza über die alten Zeiten. Sicherlich ein guter Vorgeschmack auf das, was Berlin 2012 erwartet.

19 Uhr | 10. Februar 2011 | daadgalerie | Zimmerstraße 90/91 | Berlin Mitte