In einer halben Stunde von der politischen Idee zur funktionierenden Bewegung – der Bürgerinitiativengenerator machts möglich.
Wer den 1. Mai warum in Kreuzberg verbrachte, war nicht immer ersichtlich. Um das Kottbusser Tor ging es jedenfalls voll, laut und alkoholschwanger zu. Einzig beim Bürgerinitiativengenerator (BIG) herrschte konzentrierte Ruhe: Denn hier produzierte die Theorie- und Praxisgemeinschaft Dr. Fahimi Demonstrationen am laufenden Band.
Die bildenden und darstellenden Künstler hatten vor den Ateliers an der Skalitzer Straße ihr Lager aufgeschlagen. Dort standen sie allen mit Rat und Tat zur Seite, denen nach Protest in eigener Sache war. Die Aktion war nicht nur amüsant, sondern tatsächlich auch ziemlich gut. In nur sieben Minuten pro Station setzten die Künstler in Wort, Bild und Tat um, was den Gegenüber bewegte – ob der nun freien Museumseintritt für Kunststudenten forderte, urbane Landwirtschaft auf Berliner Dächern oder den sofortigen Atomausstieg.
Zunächst evaluierten zwei Künstler die Idee des Interessenten und arbeiteten eine Kommunikationsstrategie. Dann formulierten die nächsten die Slogans und verfassten das Pamphlet zur Forderung. Am Ende erhielten die Gründer ihr eigenes Transparent, die obligatorischen Buttons sowie ein eigens für sie entworfenes Logo, stilecht in Edding auf Kartonrest. Sogar um Unterstützter für eine Spontan-Demo kümmerte sich die Praxisgemeinde.
Die umstehenden Polizisten wussten gar nicht, wie ihnen geschah. Kaum marschierte der letzte 3-Mann-Protestzug außer Sichtweite, skandierten auch schon die nächsten Demonstranten Forderungen wie „Stadtschloss für alle und alles!“ oder „Globalize Trade Unions!“. In zweieinhalb Stunden waren am Kotti fünfzehn neue Bewegungen entstanden. Protestkultur vom Feinsten.