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Pathologische Einsichten

 

Horst Ademeit, 5805/ ohne Titel © Courtesy Galerie Susanne Zander, Köln

Die Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof eröffnet ihre neue Ausstellungsreihe mit der Show secret universe: Horst Ademeit.

Der Hamburger Bahnhof ergänzt sein Programm um sperrige Positionen. Im Ostflügel soll die Serie secret universe von nun an Künstler vorstellen, die innerhalb des Kunstbetriebes eigene Wege beschritten haben und sich dem kanonischen Kunstdiskurs entziehen. Gemeinsam haben sie jeweils die obsessive Beschäftigung mit ihrem Gegenstand und einen gelinde gesagt eigenwilligen Blick auf die Welt. Den Auftakt machen 2.500 Fotoarbeiten von Horst Ademeit (1937-2010).

In über zwei Jahrzehnten hat Ademeit Tausende von Bildern gemacht und seinen Alltag in winziger Handschrift festgehalten. Die Kuratoren unterscheiden Observationsbilder und Tagesbilder: Der Künstler hat einerseits ausgehend von seinem Körper banale Alltagsbegebenheiten festgehalten, wie verdächtig lang geparkte Autos. Andererseits hat er eingebildete Kältestrahlen oder besser deren Wirkung dokumentiert. Vierzehn Jahre lang fotografierte er das immergleiche Arrangement von Messgeräten und Kompass auf einer Tageszeitung. Die Polaroids sind annotiert, etwa mit Fußballergebnissen.

Da Ademeits Werk nun im Hamburger Bahnhof zu sehen ist, handelt es sich bei den ausgestellten Arbeiten offensichtlich um museumsreife Kunst. Eine ziemlich steile Karriere für einen Sonderling, dessen Tagewerk erst kurz vor seinem Tode von einer Galerie entdeckt wurde. Aber genau um diese selbstkritische Frage geht es dem Museum mit der Reihe: Warum schaffen es Positionen in den offiziellen Diskurs und wer darf diesen Diskurs eigentlich führen.

noch bis zum zum 25. September 2011 | Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof | Invalidenstraße 50/51 | Berlin Mitte