Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Theater auf Fernsehniveau

 

Roger Vontobel inszeniert Arthur Millers Broadway Stück Alle meine Söhne mit mäßigem Erfolg. Unspannend wie ein Vorabendfilm lautet das Urteil der Kritiker.

Vontobel reduziert Millers Broadway Erfolg von 1947 zu einer blutleeren Familienaufstellung. Der Besuch der zukünftigen Schwiegertochter bringt die Rollrasenidylle der Familie Keller zum Bröckeln. Die Verlobte war zuvor nämlich nicht nur mit dem älteren, nun im Krieg vermissten Sohn zusammen. Sie ist überdies die Tochter vom inhaftierten Geschäftspartner des Vaters. Ihre gemeinsame Firma hatte defektes Material an die Air Force geliefert. Die Situation eskaliert.

Liest man sich durch die Nachtkritik, fällt eben diese Eskalation reichlich seicht aus. Die Süddeutsche Zeitung schmäht die „glatte Fernsehfilm-Dramaturgie“. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung findet zudem die Live-Übertragung der „Deklamationsmonotonie“ unglücklich. Und während beim Tagesspiegel nur der „Eindruck leicht kitschiger Fernsehdramatik von gestern“ bleibt, reicht es für die Berliner Morgenpost immerhin noch zu einem Vorstadtkrimi.

Die Vorzüge gegenüber einem Fernsehabend auf der Couch? 1. Keine Werbung, 2. Niemand redet rein, 3. Gutes Training für das Weihnachtsessen.

20 Uhr | 21. Dezember 2010 | Kammerspiele des Deutschen Theater | Schumannstraße 13a | Berlin Mitte