Die Dokumentation Unter Kontrolle. Eine Archäologie der Atomkraft hinterfragt die Sicherheit deutscher Atomkraftwerke – in atemberaubenden Bildern.
Unter Kontrolle (2011) stammt aus einem Atomzeitalter vor Fukushima, als große Teile der Gesellschaft Kernenergie noch für ein kalkulierbares Risiko hielten. Der Regisseur Volker Sattler untersuchte den grotesken Sicherheitsaufwand hinter diese Form der Energiegewinnung. Entstanden ist ein Panorama der Atomkraft, einer Technologie, die wie keine andere den Fortschritt symbolisierte und heute für die drohende Katastrophe steht.
Sattler filmte dafür den Alltag in Kraftwerken, Anreicherungsanlagen und Zwischenlagern, besuchte Aufsichtsbehörden, Forschungszentren und Schulungsstätten. Allerdings funktioniert der Film weniger über das Fachwissen der Experten, als die Kraft seiner Bilder. Sattlers kritischer Blick hinter die Kulissen des deutschen Nuklearbetriebs inszeniert die faszinierende Ästhetik der Technologie, zeigt ihre Architektur als Monumente der Utopie, die blinkenden Schalttafeln als real gewordenes Science Fiction-Szenario. Die Aufnahmen sind sachlich, aber nicht nüchtern. Wenn die Kamera langsam den Brennstab abfährt, spürt der Zuschauer die implizite Gefahr. Dass der Katastrophenfall in Japan tatsächlich eingetreten ist, verdeutlicht nun auf traurige Weise die Unberechenbarkeit der Atomenergie.
Zwar kommt die Dokumentation erst im Mai in die Kinos. Aber Arsenal und Haus der Kulturen der Welt zeigen heute eine Vorabpremiere, gefolgt von einer Podiumsdiskussion zur Macht des Filmbildes. Inwiefern ästhetische Ereignisse die Einstellung einer Gesellschaft verändern können, diskutieren der Regisseur Volker Sattler und sein Co-Autor Stefan Stefanescu mit der Kuratorin Adrienne Goehler, dem Filmkritiker Bert Rebhandl sowie Armin Grunwald vom Karlsruher Institut für Technologie.
Die Vorführung findet statt im Rahmen der Initiative Über Lebenskunst. Die Veranstaltungsreihe am HKW sucht die Verbindung von Kultur und Nachhaltigkeit – unter anderem mit einem eigenen Über Lebenskunst.Klub. Der debattiert im Übrigen morgen Nachmittag darüber, was Kunst gegen den Klimawandel ausrichten kann. Dazu passend gibt’s abends das Doppelkonzert Electric Trucks & Hybrid Hot Rods.
19 Uhr | 06. März 2011 | Haus der Kulturen der Welt | John-Foster-Duller–Allee 10 | Berlin Tiergarten