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Wie war’s ?

 

Ai Weiwei, Tree/Rock, 2011 (Installationsansicht, Detail) © Foto: Jens Ziehe Ai Weiwei/courtesy of neugerriemschneider

In die White Cubes der Stadt ist wieder Ruhe eingekehrt. Zeit das Nicht-Gesehene nachzuholen und das Gesehene zu überdenken. Auf die Frage, wie sein Gallery Weekend war, hat der Autor und Übersetzer Simon Elson folgende Antwort verfasst:

Wie war eigentlich das Gallery-Weekend 2011 in Berlin?

Ich weiß es nicht. Ich war nicht da, saß die ganze Zeit im Restaurant Bandol und mampfte Entrecôte mit Spargel, gebratenen Adlerfisch, Escabeche (dazu Crémant). Ein Freund besuchte mich dort, er brachte das Gallery Weekend sozusagen mit, indem er sagte: Hey, ich war in der Ai Weiwei Ausstellung. Ich verstehe nicht, warum die keinen Eintritt nehmen. Die ganzen Touristen mit ihren Rollkoffern, die da um die Bäume rumkurven, die können doch alle 3 Euro zahlen, und den Eintritt spendet man dann in einen Menschenrechts-Fonds. Oder so.

Ich lächelte milde. Ich erklärte meinem Freund, dass der Wertschöpfungs-Zusammenhang bei solch berühmter, zeitgenössischer Kunst anders sei. Das große Interesse der Öffentlichkeit, die also gerne und zahlreich umsonst antreten solle auf dem Gallery Weekend, rechtfertige die hohen Preise für die Kunst. Weiwei oder die Menschenrechte würden, sozusagen um die Ecke ihrer Gefängnismauer herum, viel mehr Geld bekommen, als wenn man Eintritt zahlte: Schau dir nur den Hamburger Bahnhof an, da muss man Eintritt zahlen, aber nützt auch nichts! Arm ist das Museum trotzdem. Deshalb gibt es ja unter anderem so ein prächtiges Gallery Weekend, weil unser Museum für zeitgenössische Kunst die zeitgenössische Kunst gar nicht wirklich embraced.

Ich fügte absichtlich ein englisches Wort ein, damit der Name Gallery Weekend in unserer Konversation nicht so allein aus den anderen Worten hervorstäche. Mein Freund fragte mich, verschlagen grinsend, ob ich, der ich doch so verliebt sei in Kunst – er sagte wirklich verliebt – nicht zum Gallery Weekend gehen würde, weil ich mit meiner Anwesenheit nicht wertsteigernd auf die Kunst einwirken wolle? Ich biss einem Spargel den Kopf ab, spülte mit Crémant nach und sagte: Genau!

Er fragte, immer noch verschlagen, jetzt aber zusätzlich hungrig auf mein Essen schielend: Nimmst du dich nicht ein bisschen sehr wichtig?

Weil er so kritisch und tapfer gefragt hatte, schob ich ihm mein Essen rüber, das er, ganz 68er, erfreut annahm. „Wer kritisch ist, soll essen dürfen“, das war ja damals eine der großen Wahrheiten. Ich antwortete ihm: Kunsthändler sind Einzelhändler. Ich geh ja auch nicht, nur weil ich Brot mag, zum örtlichen Bäckereifest!

Jetzt hatten wir beide einen Punkt gemacht – er mit dem ’sich selbst zu wichtig nehmen‘ und ich mit dem ‚Einzelhändler‘. Wir redeten über die fantastische Lorenzo-Lotto-Ausstellung in Rom und gingen, weil es in dem kleinen Restaurant langsam zu voll wurde, bald nach Hause.

Und wie war Ihr Gallery Weekend?