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Warum wir „Alles gesagt?“ machen, den unendlichen Interviewpodcast

 

 
Die Bundesjustizministerin Katarina Barley sprach ganze 220 Minuten. Der neue Grünen-Chef Robert Habeck fand erst nach 158 Minuten, dass nun alles zum Thema „Freiheit“ gesagt sei. Die Schauspielerin Nina Hoss wollte nur 98 Minuten über „Familie“ reden – und musste dann dringend zur Vorstellung.

Die Idee zu unserem potenziell unendlichen Interviewpodcast basiert auf einer für Journalisten quälenden Einsicht: Oft werden Gespräche mit spannenden Persönlichkeiten erst dann so richtig spannend, wenn die vereinbarte Zeit eigentlich abgelaufen ist und die Unterhaltung sich dem Ende zuneigt. Kurz bevor wir das Aufnahmegerät abschalten, sagt der Künstler endlich das, was ihm besonders am Herzen liegt, und die Politikerin erzählt, schon etwas erschöpft, schließlich Wahres.
 


 

Deshalb gibt es bei Alles gesagt? keine zuvor vereinbarte Zeit. Nur die Gesprächspartner dürfen sagen, wann Schluss ist. Wir sind immer zu zweit und auf alles vorbereitet: Wir haben jeweils an die 100 Fragen dabei, die wir uns gegenseitig nicht zeigen, um auch für uns die Spannung zu erhöhen. Außerdem servieren wir neben Wasser etwas Wein und ein paar Snacks, damit es länger dauern kann.

Die ersten Gespräche zeigen, dass sich der ganze Aufwand lohnen könnte: Seinen ebenso faszinierenden wie kenntnisreichen Stand-up-Vortrag zum tragischen Leben der Schriftstellerin Sylvia Plath begann Robert Habeck nach zwei Stunden und drei Minuten. Und erst bei Minute 96 sang Nina Hoss Sag mir, wo die Blumen sind, das Lied, mit dem sie ihre Bühnenkarriere als Fünfjährige begonnen hatte.

 
Wir starten "Alles gesagt?", den unendlichen Interview-Podcast

 
Den Podcast können Sie hier direkt auf ZEIT ONLINE hören oder hier auf iTunes abonnieren, auch auf allen weiteren gängigen Audioplattformen bieten wir ihn an. Hergestellt wird Alles gesagt? wie alle unsere Podcasts von der Produzentin Maria Lorenz.

Unsere nächsten Gäste sind Jutta Allmendinger, die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, und der Koch Tim Raue. Ungefähr alle vier Wochen veröffentlichen wir ein neues Gespräch.

Wen sollen wir noch unendlich lange befragen? Schreiben Sie uns gerne an allesgesagt@zeit.de.


 

14 Kommentare

  1.   WeitOffeneGesellschaft

    Interessantes Format, keine Frage. Dennoch zweifle ich etwas daran, dass sich viele Leute „unendliche“ Interviews anhören. Falls etwas besonders spannendes gesagt wird läuft es letztlich also wohl doch wieder auf Auszüge hinaus.

    Eine besondere Stärke dieses Formats scheint mir allerdings zu sein: Man kann es nicht huschhusch mit zurechtgelegten Worthülsen abfertigen – die gehen einem nämlich irgendwann aus. Und dann kann man sich nicht damit herausreden, es bliebe keine Zeit, z.B. um ins Detail zu gehen. Folglich denkt man sofort an Spitzenpolitiker: Wer besteht – oder glänzt gar – in so einem Interview, und wer nicht?

  2.   tobias.x

    Originelle Idee. Aber ob ich mir 3 Stunden und mehr antun will – und das auch häufiger? Ohne bestimmtes Thema? Ich weiß nicht so recht.

  3.   giggls

    Tim Pritlove macht das in seinen Formaten ja defakto schon immer so. Da kommen dann schon auch mal mehr als 3 Stunden dabei raus.

    Schade ist, dass man sich hier die Podcasts nicht wie bei besagtem Herrn einfach runterladen kann. Vielleicht wäre ja dessen Podlove Software etwas für euch https://podlove.org/

    Auch auf https://fyyd.de/ fehlt euer Podcast leider (noch)?

  4.   liesewestermann

    „Unsere nächsten Gäste sind Jutta Allmendinger, …“

    Die Sendung hat ein paar schöne Running Gags.

 

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