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Ulrike Draesner

Schriftstellerin
Linkshändig, schüchtern, neugierig. Kindheit unterm Tisch: beobachten! War blond, galt dennoch als intelligent. Liebt Naturwissenschaften, ist Professorin für literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und veröffentlicht im Sommer 2020 einen Roman über Kurt Schwitters' Jahre im englischen Exil. Betreibt www.draesner.de, www.der-siebte-sprung.de.

Michael Braun : Diese poetische Kundigkeit

Er war unbestechlich und dezidiert, aber musste nicht recht haben. Die Literatur war ihm wichtiger als er selbst. Zum Tod des Kritikers Michael Braun. Ein Nachruf

Monarchie : Die zwei Körper der Königin

Die Königin ist tot, es lebe der König. In diesem Komma liegt der symbolhafte Körper des Königtums. Wir begegnen in ihm unserem eigenen Traum nach Kontinuität.

Literaturnobelpreis : Die Verzweiflung der Schneeglöckchen

Ist das Werk von Louise Glück, die in 2020 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wird, konservativ und naturromantisch? Nein, schreibt ihre deutsche Übersetzerin.

Brexit : Wenn die Engländer Trümmer wegräumen

Auf den britischen Inseln hieß der letzte große Sturm nicht Sabine, sondern Ciara. Wie dort mit seinen Folgen umgegangen wurde, sagt viel über Bewohner und Brexit aus.

Binge Watching : Wozu noch lesen

Ich werfe mich auf die Chaiselongue und schaue Netflix-Serien. Stundenlang. Die spielen so elegant mit literarischen Erzählformen. Brauche ich eigentlich noch Bücher?

Rassismus : Und woher kommst du eigentlich?

Die Unfrage des Jahres können Sie sich gleich zu Beginn des Jahres merken. Um Sie für die nächsten zwölf Monate zu vermeiden. Und darüber hinaus.

Großbritannien : Britisches Theater, dritter Akt

Die vorgezogenen Parlamentswahlen waren eigentlich eine gute Idee von Theresa May. Das Ergebnis zeigt aber, dass viele Briten den Brexit immer noch verarbeiten müssen.

Zweifel : Denken bis zur Schmerzgrenze

Zweifeln kann produktiv sein. Die derzeit grassierende Billigversion des Bedenkens ist aber allzu selbstgewiss. Sich selbst zu hinterfragen, gehört unbedingt dazu.

Alter : Das Gespenst im Badezimmerspiegel

Altern ist in Verruf geraten. Wir setzen alles daran, die vergehende Zeit aufzuhalten. So ein Unsinn! Viel klüger wäre: mit dem eigenen Älterwerden anders umzugehen.

Autofahren : Halb taub? Ich sehe noch gut!

Immer mehr alte Menschen sitzen am Steuer. Ob sie ihr Auto und den Verkehr noch beherrschen, fragt niemand. Übernehmen wir endlich die Verantwortung.

Brexit : Gegen den Brexit hilft nur Aufklärung

Was die volksverdummende Brexit-Rhetorik angerichtet hat, macht viele Briten fassungslos. Der Mörder von Jo Cox mag psychisch gestört sein, seine Tat bleibt politisch.

William Shakespeare : Da schwappt der Zellcode

Klassikerverehrung kann man belächeln. Oder sich beim Übersetzen freuen, dass William Shakespeare, der vor 400 Jahren starb, vom Klonen und von Speichermedien schrieb.

Öffentlicher Raum : Das Vertrauen verteidigen

Der Glaube daran, dass andere Menschen uns freundlich gesinnt sind, ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Was tut man, wenn er brüchig wird?

Integration : Eine Schule fürs Zusammenleben

In englischen Schulen gelten strenge Regeln. Das mag abschreckend wirken. Tatsächlich gelingt auf diese Weise die Integration von Kindern aus anderen Kulturkreisen.

Feiertage : Muss man die Feste feiern, wie sie fallen?

Hierzulande Karnevalsauftakt, Poppy Day und Guy Fawkes in England. Manchmal kann all die Ideologie hinter den Feiertagsritualen ganz schön auf die Stimmung schlagen.

Oxford : Die Tiefen der englischen Seele

Erster Tag an der neuen Schule in Oxford. Das Kind soll Pigsoles tragen. Schweinesohlen? Kulturelle Unterschiede hin, kulturelle Unterschiede her – das ist seltsam.

Redewendungen : Der Muttersprachenillusion auf der Spur

Engländer geraten nicht vom Regen in die Traufe. Sie springen von der Grillpfanne ins Feuer. Unser Bild von der Welt hängt von der Sprache ab, die wir für sie finden.

David Cameron : Der Schweinemaul-Steck-Fall

David Cameron soll als Student ein delikates Körperteil in ein Schweinemaul gesteckt haben. Das Piggate erzählt mehr über den englischen Humor als über den Premier.

Oxford : Das Stehen in Nummer vier dauert drei Stunden

Kontoeröffnung klappt nicht. Internetanschluss gibt es nur mit Konto. Unsere Autorin lebt seit drei Tagen in Oxford und verzweifelt an den Tücken des Ankommens.

Gesellschaft : Kunst kann das Nichts

Das Relevanzdiktat dominiert die Kunst. Und wo sie keine politische Aufarbeitung betreibt, da soll sie bitte wenigstens Aufmerksamkeit erregen. Ist das wirklich sinnvoll?

Hot Pants : Ein bombiger Sommer

Jedes Jahr flammt sie auf, diese heuchlerische Diskussion über junge Mädchen in Hot Pants. Unsere Autorin überrascht sich selbst mit der Lösung: Her mit der Schuluniform!

Kairo : Gegen den Widerstand der Wüste

Offenheit, Heterogenität, Transkulturalität – das klingt alles gut. Bei einem Besuch in Kairo aber ahnt man, warum Kulturen dazu neigen, sich voreinander zu verschließen.

Germanwings-Katastrophe : Das Erleben des Sturzes

Die Medialisierung des Terrors ist normal geworden. Die Literatur aber kann an der Darstellung des Schreckens nur scheitern. Gerade darin liegt ihre Wahrhaftigkeit.

Flüchtlinge : Mit den Schiffen kommt die Angst

Warum verspüren wir Ressentiments gegen Menschen, die zur Flucht gezwungen sind? Womöglich, weil eine schmerzliche Migrationserfahrung unser eigenes Leben beeinflusst.

Auschwitz : Der Schmerz der Nachgeborenen

Ein junger Mann hinkt. Sein Vater war in Auschwitz. Wie hängt beides zusammen? Wir müssen begreifen, dass die Vergangenheit in unserer Gegenwart anwesend ist.

Psychologie : Tiere blicken dich an

Wenn wir sie im Zoo hinter Panzerglas oder Gittern sitzen sehen, scheinen sie uns fremd. Aber ohne Affen wären wir nicht in der Lage zu erkennen, wer wir selbst sind.

Normendruck : Auflauern und Regeln durchpressen

Es beginnt in der Schule und bleibt fürs Leben: Wir beugen uns einem Normendruck, lassen uns kontrollieren, sind folgsam. Wie konnte es so weit kommen?

Epidemie : Fluss mit E: Ebola!

Die Angst vor der Epidemie ist überall. Auch in dem Flugzeug, mit dem unsere Autorin unterwegs ist. Sind mal wieder die Computerspiele schuld?