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Wie wir über die WM in Katar berichten

 

Es gibt viele Gründe, die WM in Katar als problematisch anzusehen. Berichten werden ZEIT und ZEIT ONLINE über das Turnier dennoch. Weil es wichtig ist, genau hinzuschauen.

Die Weltmeisterschaft in Katar ist die umstrittenste Fußball-WM aller Zeiten. Nie zuvor lieferte ein Turnier derart viele Gründe, eine Austragung schon lange vor Anpfiff als Fehler anzusehen. Über tote Arbeiter, verfolgte Mitglieder der LGBTQ-Community, gekaufte Fans, ausspionierte WM-Kritiker und die Bestechungsvorwürfe rund um die Vergabe haben viele Medien berichtet, auch ZEIT und ZEIT ONLINE.

Viele Fußballinteressierte haben deshalb angekündigt, die WM zu boykottieren. Auch wir haben als Redaktion diskutiert, wie wir dieses Turnier journalistisch begleiten. Einige Leserinnen hatten uns gebeten, einfach nicht zu berichten. Doch wir verstehen es nicht als unsere Aufgabe als Journalistinnen und Journalisten, uns protestierend abzuwenden. Mit einem Boykott wäre die Deutungshoheit jenen überlassen, deren Interesse ein makelloses Image dieser WM und des Gastlandes ist. Wir müssen stattdessen genau hinschauen, informieren (auch über das Sportliche) und bewerten, sodass am Ende unsere Leserinnen und Leser selbst die Möglichkeit haben zu entscheiden, wie sie mit diesem Turnier umgehen wollen.

Mehr noch als bei vorherigen sportlichen Großereignissen werden wir bei dieser Weltmeisterschaft darüber berichten, was außerhalb der Stadien geschieht. ZEIT und ZEIT ONLINE werden vier Reporterinnen und Reporter nach Katar schicken. In den kommenden vier Wochen werden sie versuchen, hinter die Fassade zu schauen, die Katar und die Fifa anscheinend errichten wollen. Die Möglichkeiten zur Berichterstattung sind eingeschränkt, dennoch stehen wir seit Längerem im Kontakt mit Arbeiterinnen und Arbeitern aus anderen Ländern, Aktivistinnen und Aktivisten und Menschenrechtsorganisationen, um ein möglichst komplettes Bild zeigen zu können.

In der wöchentlichen Ausgabe der ZEIT, auf zeit.de, in einer täglichen Sonderausgabe unseres Was-Jetzt-Newsletters und in zusätzlichen Push-Nachrichten, die Sie in unseren Apps abonnieren können, werden wir sportliche und gesellschaftliche Berichterstattung mischen, weil beides nicht voneinander zu trennen ist, erst recht nicht bei dieser WM. Selbstverständlich werden wir auch über den Fußball und die sportliche Leistung der deutschen Nationalelf berichten. Die Mannschaft hat eine große gesellschaftliche Bedeutung, ihre Spieler sind Vorbilder für viele Kinder und Jugendliche. Es ist also auch relevant, was sie auf dem Platz tut.


Auch wenn wir bei dieser Weltmeisterschaft auf einige unserer heiteren Formate früherer Turniere verzichten werden: Als Leserinnen und Leser werden Sie dennoch gelegentlich bei uns lächeln und sich über Tore freuen dürfen. Nach dieser WM geht das hoffentlich wieder unbeschwerter.

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