Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Telekom schielt auf die Energiewende

 

Deutschlands Telefongigant Telekom will den Anschluss an die Zukunft nicht verpassen. Zusammen mit dem Schweizer Automations-Spezialisten ABB will die Großkundensparte T-Systems im großen Stil ins Geschäft mit intelligenten Stromzählern einsteigen, meldet am Mittwoch Spiegel online.

Über die neuen, digitalen Stromzähler hat ZEIT ONLINE ja schon öfter berichtet – insbesondere auch über das Datenschutzproblem. Die so genannten smart meters sind eine Schlüsseltechnologie beim Umbau der Stromnetze. Sie sollen das steigende Angebot an schwankendem Ökostrom aus Wind- und Sonnenenergie und die Stromnachfrage harmonisieren. So könnte es eines Tages günstige Stromtarife geben, wenn besonders viel Windstrom im Netz ist. Oder Waschmaschinen, die sich bei Sturm automatisch anschalten. Doch soviel Flexibilität ist bislang nicht möglich, es fehlen attraktive und flexible Stromtarife. Und um die anzubieten, braucht man neue Stromzähler im Keller.

Dass die Telekom in das Geschäftsfeld einsteigt, macht absolut Sinn. Als Ex-Monopolist kennt sie das deutsche Datennetz wie kein anderes Unternehmen. Und Strom- und Telekommunikationsleitungen werden sich in Zukunft noch enger miteinander vernetzen. Das zeigen die zahlreichen smart-meter Pilotprojekte, in denen Haushaltskunden ihren aktuellen Energieverbrauch (Strom) per Internet (Telekomunikation) abfragen.

Völlig offen ist allerdings, ob die IT-Branche oder doch die Energieversorger in dem Segment das Rennen machen. Denn was der Telekom fehlt, ist der Strom. Den haben die Energieversorger. Und die bieten allesamt – bislang allerdings oft als Modellprojekte – die digitalen Zählerboxen an. Der norddeutsche Versorger EWE spielt hier sogar eine ungewöhnliche Sonderrolle. Er hat von Anfang an seinen Kunden nicht nur Strom, sondern auch Telefon bzw. Internet verkauft – das könnte sich inzwischen als Wettbewerbsvorteil erweisen. Andere Energieversorger wie etwa RWE (o.tel.o)  hatten sich Ende der 90er von den Telekommunikationssparten getrennt. Bei den aktuellen Entwicklungen könnten sie dies heute bereuen.