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Kollaps der Weltmeere: Das Beispiel Madagaskar

 

Heute hat ja ein internationales Expertengremium vor der Überfischung der Weltmeere gewarnt: Schon bald könnte das größte Massensterben seit Millionen von Jahren beginnen. Der Klimawandel, Dreck und Überfischung hätten die Meere an ihre Leistungsgrenze gebracht, inzwischen seien einige Fischbestände um 90 Prozent geschrumpft und könnten sich kaum noch erholen, Korallenriffe würden kollabieren.

Copyright: Ocean21
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Dass die Lage sehr ernst ist, zeigt eine aktuelle Studie der Universität Vancouver über die Lage der Fischerei in Madagaskar. Und noch mehr: Sie zeigt, dass die aktuelle Struktur der Fischerei nicht nur die Bestände dezimiert, sondern vor allem auch, dass die lokalen Bevölkerungen kaum vom internationalen Geschäft mit dem Fisch profitieren.

Der Studie zufolge sind die tatsächlichen Fangmengen in Madagaskar  in den vergangenen 50 Jahren doppelt so hoch gewesen wie offiziell dokumentiert. Es sind vor allem internationale Fangflotten, welche die Bestände vor der Küste leerfischen. Am Ende landet der Fisch in europäischen Fischrestaurants – die lokale Bevölkerung dagegen leidet Hunger.

Denn es sind auch europäische Fangflotten, welche die Bestände vor Madagaskar plündern. Und zwar ganz offiziell. Die Europäische Union unterhält diverse Fangabkommen mit afrikanischen Staaten. „Cash for Fish“ ist das Motto: Die EU zahlt dafür, vor Madagaskar fischen zu dürfen. Also alles ganz korrekt?

Mitnichten. Denn wo diese Art der Entwicklungshilfe am Ende ankommt, kann keiner genau sagen. In den seltensten Fällen bei den Einwohnern beziehungsweise den Fischern. Mit der Überwachung der Fangabkommen ist das Land zudem vollkommen überfordert: Madagaskar hat etwa gerade einmal drei Aufklärungsboote und neun Schnellboote, um sein riesiges Meeresgebiet zu überwachen. Ein Witz.

Zeit also, das internationale Fischereigeschäft neu zu strukturieren, und zwar so, dass Schluss ist mit der Ausbeutung fremder Fischbestände. Mehr Informationen dazu gibt es übrigens bei CFP-Reformwatch. Denn aktuell reformiert die EU ihre Fischereipolitik – und es besteht die Gefahr, dass sich vieles nicht zum Besseren wendet.