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Der Absturz von Solarworld

 

Solarworld-Chef Frank Asbeck vor der Solaranlage des Vatikans © ANDREAS SOLARO/AFP/Getty Images
Solarworld-Chef Frank Asbeck vor der Solaranlage des Vatikans © Andreas Solaro/AFP/Getty Images

 

 

 

 

 

 

 

 

Nein, der Kerl ist gerade wirklich nicht zu beneiden. Frank Asbeck, der Chef des Bonner Solarworld-Konzerns, kämpft gegen den Ruin seiner Firma. Vergangene Woche musste er bekanntgeben, dass das Eigenkapital des Konzerns komplett aufgebraucht ist. Für das vergangene Geschäftsjahr rechnet der Konzern gar mit einem Eigenkapital-Verlust von bis zu 50 Millionen Euro. Insgesamt werde der Solarspezialist ein Minus von bis zu 550 Millionen Euro verzeichnen, erklärte Asbeck.

Lange Jahre galt Solarworld als Branchenprimus, verkaufte seine Module mit dem Siegel Made in Germany und hoffte, darüber in einer hohen Preisklasse mitmischen zu können. Firmengründer Asbeck tingelte mit den Außenministern Fischer und Westerwelle durch die Welt, warb im Ausland für das EEG und verpasste dem Vatikan eine Solaranlage. Irgendwann wollte er gar Opel übernehmen und zu einem Elektroautokonzern umbauen. Das waren die Hochzeiten von Solarworld.

Doch dann kam der Absturz. Die Kunden sind eben doch preissensibler als gedacht. Weil sie die günstigeren Module ausländischer Konkurrenten vorziehen, gerät Solarworld ins Trudeln. Damit ist das Unternehmen in Deutschlands Solarbranche wirklich kein Einzelfall: Seit Jahresanfang hat sich die Zahl der Solarbetriebe in Deutschland um ein Drittel reduziert. Auch die Solarworld-Aktie legte einen gehörigen Absturz hin. Eine Aktie ist zurzeit für gerade einmal etwa 70 Cent zu haben. Im Jahr 2008 mussten Investoren knapp 50 Euro hinlegen. Asbeck hält 28 Prozent der Aktien.

Was tun? Asbeck eilt zurzeit von Krisensitzung zu Krisensitzung. Er verhandelt mit Banken und Anleihebesitzern über einen Schuldenschnitt (die Euro-Krise lässt grüßen). „Wir führen konstruktive und ergebnisoffene Gespräche“ sagte er am Donnerstag ZEIT ONLINE. Mehr will er gerade nicht sagen. Im Gegenzug für den Schuldenschnitt könnten die Gläubiger Aktien von Solarworld bekommen. Aus deren Kreisen heißt es laut Reuters, dass man hoffe, Solarworld auch ohne offizielles Insolvenzverfahren sanieren zu können.

Na, mal schauen, wohin die Reise geht. Für unkonventionelle Ideen ist Asbeck weiterhin zu haben. Jüngst gab er bekannt, dass er gerne die Solartechnik-Sparte von Bosch übernehmen würde, am liebsten für lau. Bosch will ja aus der Solarenergie aussteigen. „Warum sollen wir etwas finanzieren, das Bosch schließen will?“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den Solarworld-Chef. Seine Pressestelle verschickt unterdessen weiterhin zweckoptimistische Mitteilungen über solarbetriebene Ultraleichtflugzeuge und Rekordfahrten von Solarautos.

Die Krise der Solarbranche ist übrigens nicht mehr ein deutsches Phänomen, wie ein Blick nach China zeigt. Der chinesische Hersteller Suntech Power ist insolvent. Und LDK Solar, einst als Retter aus China für den Konstanzer Spezialisten Sunways gefeiert, hat offenbar ebenfalls Liquiditätsprobleme.