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Vergiftete Lillifee

 

Ein wenig habe ich es immer geahnt: Diese seltsamen – und Verzeihung, liebe Kinder: hässlichen – Spielfiguren wie Filly Pferde und gelbe Einhörner oder der Fächer der Prinzessin Lillifee sind nicht gesund. Das bestätigt nun eine neue, kleine Studie der Bundestagsfraktion der Grünen.

Die Fraktion hat acht Kinderzeitschriften gekauft und die kleinen beigelegten Spielfiguren auf Schadstoffe testen lassen, darunter die Hefte Yakari, Filly Extra, Pettersson und Findus und Dino Action. Das Ergebnis: Sechs von acht Spielfiguren enthielten Schadstoffe wie Blei, Cadmium und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs).

Das Deputy-Abzeichen aus dem Heft Dino Action enthielt einen gefährlichen Cocktail von allen drei Chemikalien, der für unter Dreijährige nicht zugelassen sei, heißt es in der Studie. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung sollte Spielzeug gar kein Blei und so wenig Cadmium wie möglich enthalten.

Im gelben Einhorn aus Die Prinzessin und das Einhorn fanden die Chemiker den schädlichen Weichmacher DEHP, der Kunststoffe geschmeidiger macht. Dessen Konzentration überschritt den Grenzwert sogar um das 80-Fache. DEHP beeinflusst den Hormonhaushalt und gilt als schädigend für die Entwicklung von Kindern und die Fortpflanzungsfähigkeit. Die Grünen haben nun beantragt, dass diese Figur wegen der „exorbitanten Grenzwertüberschreitung“ vom Markt genommen wird, und Strafanzeige erstattet.

Und wer schneidet gut ab? Der Gummi-Monster-Wurm aus dem Pettersson-und-Findus-Heft und das Fingerabdruck-Set der Zeitschrift Checker Can. Beide Figuren und Sets waren schadstofffrei.

Sicher, diese Untersuchung ist nur ein kleiner Snapshot. Vielleicht fallen die Ergebnisse bei anderen Spielfiguren besser aus. Aber ich teile die Einschätzung der Grünen, dass Schadstoffe wie Blei und Cadmium oder die besagten Weichmacher nichts in Kinderspielzeug zu suchen haben. Und es geht ja ohne, wie die Macher von Pettersson und Findus zeigen.

Das Thema ist natürlich auch für die Politik relevant. Seit Juli gilt die neue EU-Spielzeugrichtlinie, die höhere Schwermetallkonzentrationen in Spielzeug erlaubt, als bislang in Deutschland möglich sind. Weil Deutschland dagegen geklagt hat, muss es die umstrittene Richtlinie erst einmal nicht umsetzen. Aber die Rechtslage ist völlig unklar. „Die neue Bundesregierung muss sich für eine freiwillige Selbstvereinbarung der Hersteller und Inverkehrbringer von Spielzeugen einsetzen – insbesondere so lange rechtlich fraglich ist, ob Deutschland die vor Inkrafttreten der Spielzeugrichtlinie 2009/48/EG niedrigeren nationalen Grenzwerte für Blei, Arsen und andere Giftstoffe beibehalten darf“,  fordern die Grünen. Zu Recht.