Der Maler Heiko Müller wird von Galerien in den USA, Italien und Spanien vertreten, jetzt stellt er erstmals allein in seiner Heimat Hamburg aus. Warum erst jetzt?
Die Galerie Feinkunst Krüger und der Künstler Heiko Müller sind bereits seit über zehn Jahren eng miteinander verbunden. Müller hat in dieser Zeit nicht nur an zahlreichen Gruppenausstellungen der legendären Hamburger Galerie teilgenommen, sondern auch gemeinsam mit dem Galeristen Ralf Krüger eine eigene Ausstellungsreihe geschaffen: die seit 2006 jährlich stattfindende „Don’t Wake Daddy“-Show.
Die beiden holen hierfür die besten europäischen und amerikanischen Künstler der Stilrichtungen Pop-Surrealismus und Lowbrow nach Hamburg. Fast unvorstellbar, dass es angesichts dieser engen Zusammenarbeit erst jetzt zur ersten Einzelausstellung von Heiko Müller bei Feinkunst Krüger kommt: Am 6. September eröffnet er hier seine Schau Glades.
Es hat über zehn Jahre gedauert, bis einer der populärsten Hamburger Maler der vergangenen Jahre endlich seine wundervollen, phantasiereichen und immer auch leicht psychedelischen Werke ohne Begleitung anderer Künstler bei Feinkunst Krüger zeigt. „Eine Einzelausstellung zu machen bedeutet großen Zeitaufwand. Da ich nie viele Bilder auf Lager habe, hätte ich für eine Einzelausstellung viele Anfragen für Gruppenausstellungen ablehnen und mich viele Monate in mein Atelier zurückziehen müssen“, sagt Heiko Müller. Auch weil er ein geselliger Mensch sei, seien ihm bisher Gruppenausstellungen wichtiger gewesen. Einige davon sehe er immer noch als seine bedeutsamsten Schauen an — etwa die Kooperationen mit den Künstlern Femke Hiemstra, Fred Stonehouse oder Henning Kles, die alle bei Feinkunst Krüger zu sehen gewesen seien.
Heiko Müller ist in den vielen Jahren der Zusammenarbeit mit Ralf Krüger auch international sehr erfolgreich geworden: Er wird von Galerien in den USA, Italien und Spanien vertreten, seine Bilder sind in unzähligen Publikationen erschienen und er hat Sammler auf der ganzen Welt. “Da ich inzwischen auch in anderen Galerien kleinere Einzelausstellungen gemacht habe, gingen mir irgendwann Ralf gegenüber die Argumente aus“, sagt Müller mit einem Augenzwinkern. Vor zwei Jahren habe er dem Galeristen versprochen, bei ihm eine Einzelausstellung zu machen. Bereits Anfang 2013 begann er mit der Arbeit an den Bildern für Glades; seine Malerei ist höchst detailreich und aufwändig.
Aus Ölfarben entstehen über Wochen zumeist kleinformatige Werke, die aber an Dichte oft nicht zu übertreffen sind. Sein Stil ist unverwechselbar — ein echter Heiko Müller besticht durch seine Tiefe: Bei näherem Hinsehen ist viel mehr zu entdecken, als die Bilder auf den ersten Blick offenbaren. „Im Grunde schwanke ich ja meistens zwischen Realismus, Surrealismus, Expressionismus und Impressionismus hin und her“, sagt Müller. Er will sich nicht einordnen lassen. Seine Einflüsse sind vielschichtig: Er möge Natur und Tiere, aber auch Comics und unheimliche Filme, alte Illustrationen, Märchen, Surrealismus und alte flämische Malerei. Und er finde Cy Twombley und Mike Kelley großartig. Wirklich wichtig sei ihm am Ende nur eines: „Ich male nur das, was ich liebe.“
Der amerikanische Pop-Surrealismus und die sogenannte Lowbrow-Kunst sind sicherlich akzeptable Versuche, Müllers Arbeit mit einem Label zu versehen. Immerhin: Er wird in den USA als einer der ganz wenigen deutschen Maler von Fans und Protagonisten dieser Kunstrichtungen hoch verehrt. Er selbst dagegen bezeichnet das, was er auf die Leinwand bringt, allerdings eher als „Assoziativen Realismus“. Egal wie man Müllers Kunst nun einordnet: Er hat gemeinsam mit Galerist Krüger seit Jahren sehr großen Erfolg — seine Bilder verkaufen sich hervorragend.
Pop-Surrealismus und Lowbrow — im Ursprungsland USA sind diese Stile schon länger sehr erfolgreich, aber auch im traditionell weitaus konservativeren Kunst-Deutschland sind sie zuletzt unglaublich populär geworden. Müllers Meinung nach hat das vor allem mit dem Durchhaltevermögen von ihm und Ralf Krüger zu tun: „In vielen anderen deutschen Städten haben Galerien versucht, die Aufmerksamkeit der Sammler auf Lowbrow und Pop Surrealism zu lenken und haben meines Erachtens zu früh aufgegeben“, sagt er.
Als Beispiel nennt er die amerikanische Top-Galeristin Merry Karnowsky: Die habe vor einigen Jahren in Berlin eine Niederlassung aufgemacht und dann nur wenige Monate durchgehalten. Anscheinend dachte sie, das würde einschlagen wie eine Bombe, sagt Müller. Man brauche einfach Geduld, um die Sehgewohnheiten der Kunstinteressierten langsam an Neues zu gewöhnen.
Geduld, das scheint eine der großen Tugenden des Hamburger Malers zu sein. Immerhin hat es ja auch ein Jahrzehnt gedauert, bis es zu einer umfassenden Einzelausstellung gekommen ist. In diesem an Höhepunkten so reichen Kunstherbst ist Heiko Müllers Ausstellung Glades definitiv ein Termin, den man nicht verpassen darf.
Heiko Müller: GLADES
Vernissage: 6. September 2014, 20 Uhr
Ausstellung vom 7. – 27.09.2014
Feinkunst Krüger, Kohlhöfen 8, Hamburg-Neustadt