Seit 2010 schwelt im Pudel Club auf St. Pauli ein Konflikt um die Nutzung des Gebäudes am Park Fiction. Jetzt wird der Streit vor dem Amtsgericht verhandelt.
Aus der Traum: Einst sollte der Pudel Club neben dem Park Fiction auf St. Pauli im investorengeplagten Szenestadtteil zeigen, dass sich auf der Welt nicht alles um Geld dreht. Im Geiste des von Bewohnern des Viertels gegen Investorenpläne durchgesetzten Parks oberhalb der Hafenstraße sollte das zweistöckige Gebäude ein Ort für alle werden. Club, Treffpunkt, Bühne – der Pudel stand für einen öffentlichen Raum für jeden. Dieser Traum war spätestens 2010 ausgeträumt: Nachdem Rocko Schamoni den Pudel 2008 zusammen mit Wolf Richter gekauft hatte, kam es zum Bruch zwischen den beiden.
Der Pudel wurde geteilt. Unten blieb der Club mit der ursprünglichen Idee eines öffentlichen Raums bestehen, im Obergeschoss entstand mit dem Oberstübchen ein normales Gastronomieangebot mit gehobenen Preisen und geschlossenen Gesellschaften. Der Streit zwischen beiden Eigentümern beschäftigt ab heute auch das Amtsgericht Hamburg.
Geteiltes Haus, geteilte Kosten
Der Prozess dreht sich im Kern um die Eigentümer des Pudels, Rocko Schamoni und Wolf Richter. Beide teilen sich das Eigentum an dem Gebäude in einer gemeinsamen Gesellschaft. Einnahmen der Gesellschaft gehen sowohl an Richter, als auch an Schamoni, die damit die Kredite bedienen, die sie für Kauf und Renovierung des Pudels aufgenommen haben. Das Problem: Laut Betreiberverein „VerFüGe“ (Verein für Gegenkultur), dem auch Schamoni angehört, zahlt nur der Club im Untergeschoss Geld an die Gesellschaft. Das Oberstübchen, das Richter betreibt, zahle bisher nichts ein, heißt es.
Der Prozess soll jetzt in erster Linie Klarheit schaffen: „Ich erhoffe mir von dem Prozess eine Befriedung des angespannten Verhältnisses zwischen den Gastronomien unten und oben durch gerechte Aufteilung der Rechte und Pflichten“, sagt Schamoni auf Anfrage von Mittendrin. Eine Sprecherin von „VerFüGe“ drückt das noch klarer aus: „Wenn das Haus schon geteilt ist, müssen auch die Kosten geteilt werden.“
Über das Gerichtsverfahren hinaus geht es jedoch um mehr: Es geht um die Frage, wie der Pudel zukünftig gestaltet und verwaltet werden soll. Für „VerFüGe“ ist die derzeitige Situation nur schwer zu akzeptieren. Wo ursprünglich Kulturveranstaltungen und andere Events geplant waren, findet jetzt ein geregelter Gastronomiebetrieb statt, zu dem auch geschlossene Gesellschaften wie Hochzeiten gehören. „Das fein gesponnene Gefüge aus avantgardistischer Musikkultur und Nachbarschaft funktioniert seit einiger Zeit nicht mehr. Das, was in den Obergeschossen jetzt passiert, ist an dieser Stelle das Falsche, nämlich das von einem Restaurantbetrieb erwartbare. Klar, an anderer Stelle wäre das Oberstübchen völlig OK, normale Gastronomielogik. Aber so, wie der Betrieb konzipiert ist, funktioniert unser Konzept und damit das Gemeinsame zwischen Park und Pudel nicht mehr“, schreibt der Verein im Internet. Auch der Zugang zum Park Fiction Archiv im Dachgeschoss sei so für Besucher nur schwer möglich.
In den Augen der Vereinsmitglieder muss sich daher im Pudel etwas ändern: „Für uns ist sehr wichtig, dass der hier vorhandene Raum öffentlich zugänglich bleibt“, sagt eine Vereinssprecherin. Das Gebäude soll daher kollektiviert, also zum Eigentum des Vereins gemacht werden. Um Schamonis Teil auszulösen, wurden Ende 2013 bereits Gelder gesammelt. Dieser unterstützt das Vorhaben und wünscht sich einen zeitlich unbefristeten Aufenthalt des Pudels an dieser Stelle zu fairen Verhältnissen. „Wenn es nach mir ginge wünschte ich mir – wie ursprünglich geplant – den Pudel im ganzen Gebäude, das war mein Anlass es zu renovieren“, sagt Schamoni.
Ob dieser Plan auch mit Wolf Richter umzusetzen ist, wird sich vielleicht im Rahmen des Gerichtsverfahrens zeigen. Bisher sieht es jedoch so aus, als bliebe der Pudel geteilt: „Es gibt von Wolf Richter noch kein Entgegenkommen auf Anfragen dazu, wie man die Zukunft gestalten kann“, heißt es von Seiten des Vereins.