Kämpfe radikaler Muslime, Abschiedsspiel von Fabian Boll, Tod von Sigfried Lenz: Elbmelancholie-Blogger Andreas Grieß blickt zurück auf eine emotionale Woche.
Habe nur ich das Gefühl oder ist das Wetter wirklich ein wenig unheimlich? Pünktlich zum Wochenende kommt – zumindest tagsüber — die Sonne heraus, dann ist es durch die Woche wieder bestenfalls annehmbar und dann kommt die Sonne wieder angekrochen. So ganz verstanden, womit wir Hamburger diese Wochenendbeziehung zum guten Wetter verdient haben, habe ich noch nicht. Aber gut, ich nehme das gerne an.
Auf diese Weise wurde auch Chinas Ministerpräsident Li Keqiang nicht nass, als er unsere Stadt am Samstag mit einer hundertköpfigen Delegation besuchte. Er war zunächst Gast im Rathaus, dann trat er auf der gerade stattfindenden chinesisch-europäischen Wirtschaftskonferenz Hamburg Summit in der Handelskammer auf.
Einige Meter von dem Konferenzort entfernt ist es derweil im Laufe der Woche zu Szenen gekommen, die uns klar vor Augen geführt haben, dass große außenpolitische Themen nicht nur in den Nachrichten und in Konferenzen behandelt werden, sondern auch auf den Straßen unserer Stadt. Zunächst gab es friedliche Proteste, die auf die Situation in Irak und Syrien aufmerksam machten. Doch leider blieb es nicht allein bei friedlichen Demonstrationen: Die Gewalt zwischen kurdischen und islamistischen Radikalen erreichte Hamburg. Besonders in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch bekämpften sich Gruppen dieser Lager gegenseitig auf dem Steindamm in St. Georg. Erschreckend, wie gewaltsam und gleichzeitig „normal“ die Beteiligten waren. Anfangs hatte die Polizei Mühe, die Situation zu kontrollieren, mittlerweile patrouilliert sie verstärkt. Gepanzerte Fahrzeuge gehören also einmal mehr zum Erscheinungsbild Hamburgs.
Jubelschreie sind uns da deutlich lieber. Beschert haben uns diese die Hamburg Towers. Mit einem richtig starken Saisoneinstieg hat uns das neue Basketballteam begeistert. Vier Spiele, drei Siege, das ist die Bilanz soweit. Am Wochenende ging leider erstmals ein Spiel verloren — 70:83 gegen Gotha. Hoffentlich nimmt das nicht den Rückenwind, denn in der kommenden Woche ist es erstmals so weit, dann heißt es: Heimspiel. Ganz fertig ist die Halle in Wilhelmsburg zwar noch nicht, aber wo kämen wir auch hin, wenn Bauarbeiten rechtzeitig abgeschlossen würden! Wenn die Leverkusener zu Gast sind, wird es jedenfalls nicht nur spannend zu beobachten sein, wie sich die Heimmannschaft schlägt, sondern auch, wie die Stimmung ist. Es wird sich zeigen, wie gut Profibasketball in Hamburg angenommen wird. Es heißt bereits, man rechne damit, dass die Halle voll werde – ein paar Karten sind aber noch zu haben.
Das Abschiedsspiel für FC-St.-Pauli-Legende Fabian Boll wollten angeblich 17.017 Zuschauer sehen. Ob die Zahl so stimmt oder ob da nachgeholfen wurde, lassen wir mal dahingestellt. Der 35-Jährige trug schließlich die Rückennummer 17. Wenige Fans waren es so oder so jedenfalls nicht, die sich am Samstag den 5:1-Sieg von Bolls Höllenhunden gegen die etatmäßigen Kiezkicker angeschaut haben.
In ihrer Zahl mehr, aber dennoch zu wenige, waren die Unterzeichner der Volksinitiative für G9. Hamburgs Schüler sollen ein Jahr mehr haben, bis sie Abitur machen, das ist der erklärte Wunsch der Gruppe. Doch daraus wird vorerst nichts: Statt der nötigen 63.000 konnte die Initiative nur rund 45.000 Unterschriften sammeln. Auch wenn durchaus mehr Hamburger mit dem zusätzlichen Jahr bis zum Abitur sympathisieren dürften: Vermutlich überwiegt bei vielen der Wunsch, zumindest mal für einige Zeit nicht weiter am Schulsystem rumzudoktern.
Nun zum Abschluss noch eine traurige Nachricht: Schriftsteller Siegfried Lenz ist in dieser Woche im Alter von 88 Jahren verstorben. Einen Großteil seines Lebens verbrachte er in Hamburg, so auch seine letzten Stunden. Hier studierte er, arbeitete als Journalist und Autor. Sein wohl bekanntestes Werk ist Die Deutschstunde – doch auch die Leute von Hamburg dürfte in unserer Stadt bekannt sein.
Vielleicht findet sich in der neuen Woche ja die Zeit, seine Bücher noch einmal in die Hand zu nehmen. Ob nun drinnen, weil die Sonne mal wieder verschwindet, oder doch im Freien, das wird sich zeigen. Wir wünschen jedenfalls einmal mehr eine schöne neue Woche. Vielleicht bleibt uns das gute Wetter und vor allem der Friede auf den Straßen dieses Mal auch werktags erhalten. Wir würden uns freuen.