Hamburg ist um einen Kunstraum reicher. Und was für einen: In der ehemaligen Aldi-Filiale an der Paul-Roosen-Straße eröffnen die vier Macher der Affenfaust Galerie am Samstag eine neue Niederlassung. Zum Start sind auf den 1.000 Quadratmetern Selbstporträts von 44 Künstlern zu sehen. Kuratiert wird die Ausstellung Das eigene Ich von Elmar Lause, bekannt unter anderem durch sein Wandgemälde Supasupa.
Beides ganz schöne Ansagen: Robert Neuendorf, Fred Schäfer, Lycien-David Cséry und Marcus Schild, die Galeristen der Affenfaust, vergrößern sich mal eben im dritten Jahr ihres Bestehens um ein Vielfaches – von einem kleinen Ladenlokal in der Detlev-Bremer-Straße auf Turnhallen-Dimension. Und: Elmar Lause gelingt es, für Das eigene Ich kurzerhand 44 Künstler-Egos zu einer riesengroßen Selfie-Show zu vereinen.
Beim klassischen Selbstbildnis gehe es darum, sich mit der eigenen künstlerischen Identität und Position in der Bildsprache der jeweiligen Epoche auseinanderzusetzen, erklären die Affenfaust-Betreiber den Ausstellungsgedanken. Was natürlich auch immer viel mit Narzissmus und Ego zu tun hat und vielleicht ja auch gerade deshalb so reizvoll für den Betrachter ist – das entsprechende Engagement der ausgewählten Künstler zum Thema vorausgesetzt.
Der Hamburger Elmar Lause hat für die erste Ausstellung in der neuen Galerie sehr breit gefächerte Positionen zusammengestellt. Dabei unter anderem: Henning Kles, Dave the Chimp, Flying Förtress, Heiko Müller, Jaybo Monk, Julia Benz, Jörn Stahlschmidt, Ki Yoon Ko, Marc Bronner. Das sind Künstlernamen mit Klang und Aussagekraft, die für eine große Bandbreite an Stilrichtungen, Genres und Techniken stehen.
Natürlich zeigt auch Elmar Lause selbst ein Bild von sich. Und auch mich hat er gebeten, einmal das Thema Selbstporträt als Grundlage für eine neue Alex-Diamond-Arbeit anzugehen. Wenn man so viele Jahre in einer Doppelfunktion unterwegs war (als Gründer der heliumcowboy-Galerie und als Künstler), ist das eine spannende, aber auch extrem herausfordernde Auseinandersetzung. Und dadurch erhöht sich meine Vorfreude auf die Werke der 43 anderen Künstler – weil ich hoffe, dass es häufig um ästhetische und inhaltliche Grenzen gehen und in einigen Arbeiten eine ungewohnte Tiefe zu entdecken sein wird.
Es ist sehr erfreulich, dass in der Hamburger Galerieszene der Mut besteht, solche Großereignisse anzugehen. Den hat die Affenfaust-Crew ja bereits 2013 und 2014 mit dem Knotenpunkt Festival bewiesen. Die Affenfaust ist sicherlich eine außergewöhnliche Galerie und vielleicht hilft es auch, dass man stets gleich vier Mann stark die großen Themen angehen kann. Dennoch kann man hier nur den Hut ziehen vor dem Tatendrang und der Professionalität der jungen Ausstellungsmacher.
Dass sie dabei auch noch extrem kollegial sind und Konkurrenz eher stärken als schwächen, beweist die zweite Großveranstaltung, die im alten Aldi-Markt eröffnet wird: Unter dem Titel 60 Jahre Kunst in Hamburg haben sie die Galerien Feinkunst Krüger, Kramer Fine Art, Mikiko Sato, Öl-Früh und heliumcowboy eingeladen, mit ihnen gemeinsam auszustellen (13. Juni bis 11. Juli).
Ausstellung: Das eigene Ich, kuratiert von Elmar Lause
Vernissage Samstag, 16. Mai 2015, 20-24 Uhr
Affenfaust Galerie
Paul-Roosen-Straße 43
22767 Hamburg