Lesezeichen
‹ Alle Einträge
Mittendrin

Senat stellt Verkehrsplan und neue U-Bahnlinien vor

 

Am Mittwoch hat der Senat im Rahmen einer Pressekonferenz Pläne für die Erweiterung des U-Bahn-Netzes in Hamburg bekannt gegeben. Der Bezirk Mitte profitiert am stärksten von der geplanten Erweiterung der Linie U4. Diese hat zwar keine Priorität, ein erster Spatenstich ist aber bereits 2019 denkbar. Die Opposition kritisierte die Pläne als überteuert und hält an der Stadtbahn fest.

Der Andrang war groß, als der Senat am Mittwoch sein neues Verkehrskonzept für den Ausbau des U-Bahn-Netzes vorstellte. Verkehrssenator Frank Horch sprach von einer Entscheidung für die wachsende Metropole Hamburg.

U-Bahn ist das Mittel der Wahl

Besonders aufgrund des zeitlichen Faktors sehen Senat und Hochbahn die U-Bahn als Mittel der Wahl, um die Kapazitäten des öffentlichen Nahverkehrs zu erweitern. „Es ist schwierig, in bestehende Verkehrsstrukturen einzugreifen, zudem müssen immer auch die Interessen der Anlieger berücksichtigt werden“, sagt Günter Elste, Vorstandsvorsitzender der Hochbahn. Durch den unterirdischen Bau könne man die Planungen sehr schnell umsetzen. „Das ist notwendig, um zeitgerecht auf das Wachstum der Stadt zu reagieren“, betont Elste.

Zentrales Projekt der Zukunftspläne ist der Bau einer neuen Linie U5, die Steilshoop über den Hauptbahnhof mit dem Osdorfer Born verbinden könnte. Dabei wäre es je nach Variante auch möglich, die Universität oder Bahrenfeld anzubinden.

Mitte soll vom Ausbau der U4 profitieren

Die U4 soll im Schwerpunkt in Richtung Osten erweitert werden. Eine neue Haltestelle an der Horner Geest soll Horn einen zweiten Zugang zur U-Bahn ermöglichen und die Weiterführung der Strecke bis Jenfeld vorbereiten. Auch im Süden könnte die U4 erweitert werden. Den Plänen des Senats zufolge könnte über die bereits beschlossene Haltestelle Elbbrücken eine Verlängerung der Linie über Wilhelmsburg und Kirchdorf-Süd bis Harburg ins Auge gefasst werden. Im Osten der Stadt ist eine Verlängerung der Linie U2 von Mümmelmannsberg bis Lohbrügge und Bergedorf denkbar.

Die Verlängerung der U4 bis zur Horner Geest ist laut Elste schon bis 2019 umsetzbar, um insgesamt 13.000 Menschen einen direkten Zugang zur U-Bahn zu ermöglichen. Die weiteren Verlängerungen der Strecken nach Wilhelmsburg, Bergedorf und Jenfeld werden stark von der Bevölkerungsentwicklung um die möglichen Haltestellen abhängig gemacht. „Diese Verlängerung wird von uns derzeit nicht priorisiert“, erklärt Elste.

Konzeptstudie noch in diesem Jahr

Die Hochbahn rechnet damit, einen Trassenplan für die U5 in der nächsten Legislaturperiode vorlegen zu können. Mit einem ersten Spatenstich rechnet man nicht vor dem nächsten Jahrzehnt. „Um den Aufgaben der Zukunft gerecht zu werden, werden wir aber die notwendigen Unterstützungen bekommen“, versichert Horch und spricht damit Bundesmittel für die Verkehrsentwicklung an. An eine Umsetzbarkeit der Pläne glaubt der Verkehrssenator fest. „Das hier ist kein Wahlkampf, sondern eine realistische Einschätzung der Situation“, erklärte Horch.

Für den Senat ist nicht nur der Ausbau des Schienennetzes wesentlicher Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs der Zukunft. Auch die Busbeschleunigung und die Erweiterung der Fahrrad-Verleihstationen seien unverzichtbar. Zukunftsweisend sei dabei das Projekt „Switchhh“, das eine Kombination von Nahverkehr und Leihwagen ermöglicht. Bei allen Maßnahmen müsse man auch die bestehenden Herausforderungen der wachsenden Stadt im Auge behalten und auf den barrierefreien Ausbau von Haltestellen für ältere Menschen oder den Umweltschutz achten, hieß es weiter. So kündigte Senator Horch an, dass in Hamburg bis 2020 nur noch emissionsfreie Busse betrieben werden sollen.

Kritik von der Opposition

Die Opposition begegnet den Plänen des SPD-Senats mit Kritik. So bemängeln die Grünen das Kosten-Nutzen-Verhältnis des Großprojekts: „Hier soll sehr viel Geld in der Erde vergraben werden. Hamburg braucht Investitionen in einen attraktiven Nahverkehr, aber für den Preis einer neuen U-Bahn-Linie könnte Hamburg ein ganzes Stadtbahn-Netz bekommen und die S4 und die S21 in Umland noch obendrauf“, sagte Jens Kerstan, haushaltspolitischer Sprecher und Vorsitzender der Grünen Bürgerschaftsfraktion. Die Partei plädiert dafür, in den Bau einer Stadtbahn zu investieren – diese transportiere Menschen ebenso komfortabel, zügig und nachhaltig wie eine U-Bahn, sei dabei jedoch flexibler, kostengünstiger und schneller einsetzbar. Der Bau der U5 sei aus finanzpolitischer Sicht unrealistisch: „Der Bund wird sich frühestens 2017 mit der Frage beschäftigten, ob die Länder von ihm Geld für ihre Nahverkehrsprojekte bekommen. Zudem greift ab 2020 die Schuldenbremse, nach der Hamburg keine Kredite mehr für Investitionen aufnehmen darf. Das bedeutet, die Stadt muss die U-Bahn-Milliarden allein aus ihren Einnahmen finanzieren“, sagte Till Steffen, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion.

Die Linken halten die Verkehrspläne gar für ein „Wahlkampfmärchen“. „Konkrete Aussagen gibt es nirgends – nicht beim Streckenverlauf, nicht bei den Kosten, nicht bei den Zeitplänen. Das soll alles erst nach der Bürgerschaftswahl passieren. Wer‘s glaubt, wird selig“, sagte Heike Sudmann, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion. „Wenn nur ein Bruchteil des Geldes, das mit der Stadtbahn gespart würde, für eine Kampagne und echte Bürgerbeteiligung eingesetzt würde, gäbe es auch keine Schwierigkeiten mit der Akzeptanz. Wer allerdings so grottenschlecht plant wie bei der Busbeschleunigung oder bei der Stadtbahn in Winterhude, wird nie zum Erfolg kommen.“