Stadtteile haben ihre ganz eigene Atmosphäre, ganz eigene Mythen, Geschichten und Menschen. Zusammen mit „Mit Vergnügen Hamburg“ wollen wir herausfinden, wie die vielen Stadtteile Hamburgs ticken. Und dafür fragen wir jene, die sich am besten auskennen müssen: die Bewohner selbst. Wir bitten sie, uns ihr Lieblingscafé, ihr Lieblingsrestaurant und einen weiteren Lieblingsort zu verraten. Und das quer durch alle Generationen. Folge 2: St. Georg.
Früher war St. Georg das Schmuddelkind Hamburgs. Drogen und Prostitution beherrschten das Leben zwischen Alster und Hauptbahnhof. Doch in den vergangenen Jahren hat der Stadtteil sein schlechtes Image größtenteils abgeschüttelt. St. Georg ist ein lebendiger und familiärer Stadtteil. Sechs Kindertagesstätten und vier Schulen und die meisten Altenwohnungen und Seniorenstifte der Stadt finden sich hier.
Vor allem gastronomisch hat St. Georg einiges zu bieten. Nicht nur rund um die Lange Reihe gibt es zahlreiche Cafés und Restaurants, auch rund um den Hansaplatz hat sich in jüngster Zeit einiges getan. Mit Vergnügen Hamburg hat drei Bewohner nach ihren Lieblingsplätzen in St. Georg gefragt. Wo gehen sie am liebsten essen? Wo Kaffee trinken? Gibt es einen weiteren Ort, den sie besonders mögen?
Rike (mit Olivia & Charly)
Rike (auf dem Foto rechts) ist vor knapp zwei Jahren für ihr Studium nach Hamburg gezogen. In St. Georg lebt sie wegen ihrer besten Freundin Olivia. Beide wohnen in unmittelbarer Nähe zum Hansaplatz am Steindamm. An St. Georg gefallen Rike besonders die zentrale Lage und die Lebendigkeit des Stadtteils.
Lieblingscafé: Café Traumzeit
„Wenn man hier sitzt, hat man nicht das Gefühl, am Hansaplatz zu sein, sondern eher in der Schanze zu sitzen“, sagt Rike über ihr Lieblingscafé, das Traumzeit. Aber nicht nur der Flair, sondern auch das Essen gefällt ihr: „Das italienische Frühstück ist einfach unschlagbar lecker.“
Café Traumzeit | Hansaplatz 12 | Mo. bis So. 10–24 Uhr
Lieblingsrestaurant: Frau Möller
Immer wenn sie Heimweh habe, gehe sie zu Frau Möller und esse eine Portion Bratkartoffeln, erzählt Rike. „Die schmecken nämlich fast noch besser als zu Hause bei Mutti.“ Auf der Speisekarte stehen aber auch norddeutsche Klassiker wie Matjes und Labskaus.
Frau Möller | Lange Reihe 96 | Mo. bis Do. 11:30–4 Uhr, Fr. 11:30–6 Uhr, Sa. 11–6 Uhr, So. 11–4 Uhr
Lieblingsort: Lohmühlenpark
Am Ende der Langen Reihe, hinter Edeka, liegt der Lohmühlenpark. Rike kommt gerne mit ihrer Freundin Olivia und ihrem Hund Charly hierher, weil es hier eine große Hundewiese gibt. Wer nur zwei Beine hat, sich aber trotzdem verausgaben möchte, kann hier Beachvolleyball und Basketball spielen. Kinder können auf dem großen Spielplatz im Sand buddeln. Sie genieße hier vor allem die Ruhe abseits der trubeligen Langen Reihe, sagt Rike.
Lohmühlenpark | Am Lohmühlenpark
Sabine
Seit sie vor 15 Jahren nach Hamburg gezogen ist, lebt Sabine in St. Georg. Sie fühle sich hier immer noch pudelwohl und beobachtet die positive Entwicklung des Stadtteils mit Wohlwollen, sagt sie. „Wo sonst hat man es gleichzeitig so nah an die Alster und in die Innenstadt?“
Lieblingscafé: Café Oase
Im Sommer ist Sabine fast jeden Tag mit ihren Kindern im Lohmühlenpark. Und hier liegt auch ihr Lieblingscafé: das Café Oase – auch Baumhaus genannt. Es ist ihr Sommerdomizil. „Egal ob Hunger oder Durst, hier bekommen wir alles“, sagt Sabine. Bei gutem Wetter könne man gut draußen sitzen. Auf langen Bierbänken unter hohen Bäumen komme sogar ein wenig Biergarten-Feeling auf.
Café Oase | Bülaustraße 20 | täglich ab 10 Uhr
Lieblingsrestaurant: La Famiglia
Direkt gegenüber der Moschee in der Böckmannstraße findet man das La Famiglia. Auch wenn das Restaurant etwas unscheinbar wirkt, bietet es frische und authentische italienische Küche. „Wenn man hier Tiramisu bestellt, hört man, wie zwei Minuten später der Mixer in der Küche angeht“, sagt Sabine.
La Famiglia | Böckmannstraße 14 | Mo. bis Sa. 11:30–15 Uhr und 18–23:30 Uhr
Lieblingsort: Hansaplatz
Trotz neuer Cafés hat der Hansaplatz sein Schmuddel-Image noch immer nicht ganz abgeworfen. Für Sabine ist er in diesem Sommer trotzdem zum Lieblingsort geworden. Das liegt vor allem am Tanzstudio Tango Chocolate, das die Tangostunden einfach mal nach draußen verlegt hat – und das ganz kostenfrei. In regelmäßigen Abständen finden sie freitags statt. „Wenn man es nicht besser wüsste, würde man denken, man sei in Buenos Aires“, sagt Sabine.
Tango auf dem Hansaplatz | Kirchenallee 25
Aydogan
Aydogan ist in St. Georg aufgewachsen und kann sich nicht vorstellen, jemals wegzuziehen. „Ich habe hier alles, was ich brauche“, sagt er. Seine Familie und Freunde lebten hier und er kenne den Stadtteil wie seine Westentasche.
Lieblingscafé: Caravela
Am liebsten geht Aydogan zum Portugiesen in der Langen Reihe, um morgens einen Kaffee zu trinken und einen belegten Toast mit Käse und Schinken zu essen. „Ich mag es gerne ohne viel Schnickschnack. Und der Kaffee hier ist einfach der Beste“, sagt er. Ab und zu gönne er sich dazu ein Nata, ein Törtchen aus Blätterteig. Die gibt es hier nicht nur in der süßen Variante mit Vanillepudding, sondern auch herzhaft mit Fleisch oder Thunfisch.
Café Caravela | Lange Reihe 13 | Mo. bis Sa. 8–20 Uhr, So. 9–20 Uhr
Lieblingsrestaurant: Zur alten Flöte
Gegenüber der Kirche St. Georg liegt Aydogans Lieblingsrestaurant Zur alten Flöte. Auch wenn der Name nach gutbürgerlicher deutscher Küche klingt: Hier gibt es portugiesische Spezialitäten. „Wenn ich mir was Gutes tun will, dann komme ich zum Essen hierher“, sagt Aydogan. Es gefalle ihm, dass es hier nicht so sehr ums Sehen und Gesehen werden gehe, wie oft auf der Langen Reihe. „Hier kann man einfach entspannt sein Essen genießen.“
Zur alten Flöte | Koppel 6 | Mo. bis Fr. 9–24 Uhr, Sa. 18–24 Uhr, So. 17–23 Uhr
Lieblingsort: Gedenkstein an der Stiftstraße
Aydogans Lieblingsort ist ein Stein. Er liegt auf einem kleinen Platz an der Ecke Rostockerstraße/ Stiftstraße. Ein Gedenkstein mit umlaufendem Plateau als Sitzgelegenheit. Hier habe er schon als Kind und Jugendlicher mit seinen Freunden am liebsten seine Zeit verbracht, sagt Aydogan. „Hier kann man am besten die Leute beobachten und sich nebenbei gegenseitig auf den neusten Stand bringen.“
Gedenkstein an der Stiftstraße | Ecke Rostocker Straße/Stiftstraße