Bis vor zwei Jahren musste man schon weit reisen, um sich als Hamburger eine Kunstmesse anzusehen. Nach Köln, mindestens. Idealerweise nach Miami, da gibt’s wenigstens Sonnenscheingarantie im Dezember. Doch das hat sich geändert, denn inzwischen wurden in Hamburg gleich zwei Messen für Kunst eröffnet: Die Affordable Art Fair und die P/ART Producers Art Fair.
Zugegeben, beides sind keine klassischen Kunstmessen-Formate. Die eine tut das, was der Name schon sagt, nämlich Galerien vorrangig nach der Bezahlbarkeit ihres Angebots auszustellen, „affordable“ (erschwinglich) eben. Die andere geht den Weg über die Produzenten, also die Künstler, die auf der P/ART ihre Werke selbst vermarkten. Nachdem der Affordable Art Fair im vergangenen November das schwierige zweite Jahr erfolgreich gelungen ist, macht sich nun die P/ART daran, die Produzentenmesse im September 2014 in die nächste Runde zu schicken. Dafür können sich Künstler noch bis zum 30. April bewerben, denn ein ganz wichtiger Aspekt der P/ART ist eben, dass sie kuratiert wird. Sprich: teilnehmen darf prinzipiell jeder, aber ausstellen nur, wer die Jury der Messe auch inhaltlich und künstlerisch überzeugt.
Die Selbstvermarktung durch den Künstler ist sicherlich keine Selbstverständlichkeit für den Kunstmarkt. Hier ist man es ja eigentlich gewohnt, dass der Galerist die Auswahl darüber vornimmt, was am Markt bestehen darf. Und was es kosten soll. Die P/ART geht einen erfrischend anderen Weg (und das sage ich hier als Galerist mit rund 20 internationalen Großmessen in Miami, New York, Basel etc. auf dem Buckel): sie gibt dem Künstler die Entscheidung nicht nur für die Inszenierung, sondern eben auch über den Preis und das Marketing.
Für die Macher der P/ART ist es auch die Ambivalenz dieses Ansatzes, der das Konzept so spannend macht. „Den Künstler bzw. die Künstlerin in den Mittelpunkt zu stellen, lässt sich in diesem Kontext sowohl positiv als auch kritisch beurteilen, “ sagt Justus Duhnkrack, einer der Mitgründer der Messe: „Positiv als Geste der Selbstermächtigung oder kritisch im Kontext eines sich vermehrt herausbildenden ‚postfordistischen‘ Konzepts der kreativen Selbstvermarktung, der ICH-AGs.“
Wichtig ist dem Kollektiv der Organisatoren der P/ART, das aus derzeit neun Mitgliedern besteht, auch die Ausstellungsarchitektur, die sich ebenfalls abhebt von der Kojenaufteilung traditioneller Messen und die den unmittelbaren Kontakt zwischen Produzent und Besucher fördern soll. P/ART-Sprecherin Nele Groeger: „Wir wollen einen Rahmen schaffen, in dem Kunst nicht zum Konsumgut reduziert wird, um sie als dekoratives Element ins Wohnzimmer zu hängen. Wir haben den Anspruch auf der P/ART die Voraussetzungen herzustellen die es bedarf, damit Kunst von jedem individuell wahrgenommen, verstanden und erlebt werden kann. Wichtig ist uns dabei der direkte Austausch zwischen Kunstinteressierten und Künstlern.“
2013 ist dies schon mal gelungen: Über 3.000 Besucher kamen zur Premiere in den Kolbenhöfen in Hamburg-Bahrenfeld, und verkauft wurde auch – zwischen 80 und 4.500 € lagen die von den Produzenten erfolgreich selbst gehandelten Werke. Und weil eine Messe immer nur so gut sein kann wie ihre Aussteller, sollten sich alle Künstler, die in diesem Jahr vom 11. – 14. September dabei sein wollen, möglichst bald auf www.producersartfair.com anmelden.